EIN NEUES LEBEN

MEINE ERSTEN ZWEI MONATE

Ich bin Wenke, 18 Jahre alt, und verbringe mein freiwilliges Jahr in Mar del Plata in Argentinien.

Jetzt ist es schon über zwei Monate her, dass ich mich am Bahnhof von meiner Familie und meinen Freunden verabschiedet habe und wenige Stunden später ins Flugzeug nach Buenos Aires gestiegen bin. Ein ganzes langes Jahr lag vor mir und während andere voller Vorfreude waren und sich voller Energie austauschten, zog ich mich zunächst ein wenig zurück und fragte mich zweifelnd auf welches Abenteuer ich mich hier nur eingelassen hatte. Doch bald hatte man gar keine Zeit mehr sich Gedanken zu machen, denn am nächsten Morgen landeten wir schon in Buenos Aires. Die kommenden zwei Wochen hatten wir nochmals ein Vorbereitungsseminar mit insgesamt über 50 Freiwilligen und die Tage waren durch das Leben in einer 14er-WG, inhaltliche Einheiten, Sprachkurs und das Erkunden der Stadt zunächst sehr intensiv und überwältigend. In den letzten Tagen des Seminars freute ich mich sehr darauf endlich richtig in meinem neuen Zuhause anzukommen, alles auszupacken und auch wieder ein wenig Zeit für mich zu haben, um alles zu verarbeiten.

Ankunft in Mar del Plata

Nachdem ich mich von den anderen Freiwilligen verabschiedet hatte, stieg ich also mit Vorfreude aber auch mit einem etwas mulmigen Gefühl in den Bus nach Mar del Plata. Die Stadt liegt etwas südlich und 5 Stunden entfernt von Buenos Aires an der Atlantikküste. Auf der Fahrt versuchte ich mir vorzustellen wie wohl die nächsten Tage und Wochen aussehen würden. Ich hatte sehr Respekt vor der Tatsache, dass ich alleine wohnen werde, da ich vorher ein Leben mit drei Schwestern zuhause gewohnt war. Doch als ich dann noch zwei Wochen vor meinem Abflug erfuhr, dass meine Mitfreiwillige aus gesundheitlichen Gründen ihren Freiwilligendienst absagen muss, wurde mir erst bewusst, dass ich sowohl in meinem Projekt als auch in der Stadt die einzige Freiwillige sein werde. Ich stellte mich also auf herausfordernde und schwierige erste Wochen ein.

Doch egal wie oft man sich versucht hat die ersten Wochen auszumalen, ist man auf das was kommt dann doch nicht vorbereitet. Die vorherigen zwei Wochen beim Seminar war ich durchgängig abgelenkt und es prasselte dann alles auf einmal auf mich ein, als ich plötzlich alleine in meiner neuen Wohnung in einer fremden Stadt saß. Die kommenden Tage und Wochen versuchte ich das beste draus zu machen und mich mit Joggen, spazieren gehen oder telefonieren abzulenken. Ich lernte die Stadt besser kennen und lebte mich immer mehr ein. Ich bin unfassbar dankbar so nah am Strand zu wohnen und verbrachte viel Zeit am Strand und am Wasser. Ich freute mich aufs Projekt und erhoffte mir dadurch viel Ablenkung und Struktur in meinem Alltag. Ich arbeite im Projekt “Nuestra Senora de Lujan”, welches den Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen Mahlzeiten, Freizeitprogramm und Gemeinschaft bietet. Ich wurde super lieb und herzlich empfangen und fühlte mich sehr willkommen. Hermana Marta, die das Projekt super engagiert leitet, hat mir direkt gesagt, dass sie jetzt meine Oma hier in Argentinien ist und für mich da ist. Trotzdem war es super schwer für mich richtig anzukommen und mich zu engagieren, was vor allem an der doch ziemlich großen Sprachbarriere lag…

In den kommenden Wochen versuchte ich schnell meine Situation zu ändern: Ich versuchte irgendwie über einen Sprachkurs an der Uni, eine Laufgruppe und andere zufällige Bekanntschaften Freunde zu finden. Ohne andere Freiwillige war dies eine riesige Herausforderung für mich. Die Wochen waren sehr anstrengend und teilweise frustrierend, aber man merkt auch in vielen Momenten, dass sich die harte Arbeit auszahlt.

Meine ersten zwei Monate waren also von vielen Hochs und Tiefs geprägt, aus denen ich aber schon in dieser kurzen Zeit so viel mitgenommen und gelernt habe. Ich habe so hilfsbereite und herzliche Menschen kennengelernt, tolle Gespräche geführt und Argentinien bereits fest in mein Herz geschlossen. Ich habe viel über mich selbst gelernt und einmalige Erfahrungen gesammelt. Ich liebe die Stadt und bin trotz aller Anfangsschwierigkeiten sehr glücklich hier gelandet zu sein! Langsam merkt man auch sprachlich ziemlich große Fortschritte und freut sich über schwierige Situationen, die man im Alltag meistern kann. Der schwierigste und steinige Weg meiner Reise ist geschafft und ich freue mich auf die nächsten Wochen und vor allem auf den kommenden Sommer!!

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