Die ersten Tage in Paraná

Am Freitag wurden Emil und ich morgens um halb 8 abgeholt und es ging los zum Busbahnhof von Buenos Aires. Nach einer kurzen Wartezeit und dem Abgeben unser viel zu vielen Koffer haben wir erstmal den Schlaf nachgeholt und kamen dann nachmittags um 5 Uhr in unserer neuen Heimat an. Hier wurden wir von unserer tollen Mentorin Mónica empfangen, mit der wir dann gemeinsam zu unserem Apartment und gleichzeitig unserer Einsatzstelle (direkt unter uns) gefahren sind. Dort haben wir zu zweit eine schöne Wohnung, die aus einem Wohnzimmer mit Küchenzeile, einem eigenen Bad und einem geteilten Schlafzimmer besteht.

Am Abend ging es dann nach einer kurzen Verschnaufpause und Frischmachen zu einem Treffen der „Jóvenes Paraná“, der Jugendgruppe der Kirche vor Ort. Hier haben wir uns mit anderen Student*innen und dem Pastor nett unterhalten und ein neues Kartenspiel kennengelernt: Chinchón de 4 cartas. Jede*r startet mit 4 Karten. Alle geben gleichzeitig eine Karte nach rechts und bekommen eine von links, dabei wird „¡Che va!“ gerufen. Ziel ist es, 4 gleiche Karten zu sammeln. Wer das schafft, ruft ein vereinbartes Signalwort und legt die Hand in die Mitte. Alle anderen legen nach, der letzte verliert. Durch die Schnelligkeit ist es ein spannendes und lustiges Spiel, bei dem auch Glück eine Rolle spielt.

Dabei haben wir Mate getrunken – für die, die sich jetzt fragen, was Mate überhaupt ist, hier eine kurze Erklärung: 

Mate ist ein Aufgussgetränk aus den Blättern der Stechpalme Ilex paraguariensis, das Yerba Mate heißt. Dafür braucht man drei Dinge. Den mate, also den Becher sowie die bombilla, ein Metallrohr mit einem Sieb am unteren Ende, das als Strohhalm dient. Und schließlich die yerba mate, die getrockneten und geschnittenen Blätter, aus denen der Aufguss bereitet wird. Es ist aber nicht nur ein Getränk, sondern ein Ritual: Mate wird meistens gemeinsam getrunken. Eine Person, der Cebador, bereitet den Mate zu und reicht ihn reihum. Jeder trinkt den Mate aus, gibt ihn zurück, und der Cebador füllt neu auf. Es gibt nur einen Becher und eine Bombilla für alle, das Teilen gehört fest dazu. Wenn man Danke sagt, bedeutet das dass man nichts mehr möchte. In Argentinien gibt es dabei je nach Region und Kontext Unterschiede, wie genau Mate zubereitet oder getrunken wird.

Dazu gab es Empanadas, Pizza und als Nachtisch verschiedene Eissorten. Auch hier gab es wieder die Sorte „Dulce de Leche“, eine süße Milchkaramell-Creme. Die hatten wir schon als Brotaufstrich in Buenos Aires und wird auch für Alfajores verwendet, die ich zufälligerweise gerade beim Schreiben neben mir liegen habe. Danach haben wir noch bis nachts unsere Sachen weiter einsortiert und soweit es ging die Wohnung eingerichtet, auch wenn Dekorationen und Pflanzen noch fehlen. 

Alfajores

Am Samstag haben wir erstmal lange ausgeschlafen und haben danach mit Sol und Cami unseren ersten Einkauf gemacht. Wir haben in der Nähe einen Supermarkt der üblichen Größe, aber auch einen sehr großen Markt, der von unseren Mitbewohner*innen mit einem Walmart in den USA verglichen wurde. Wir sind zu dem größeren “Chango Mâs” gegangen und haben erstmal alles gekauft, was wir die nächsten Tage brauchen – unsere neuen Freund*innen waren dabei eine große Hilfe, um nicht unnötig Geld auszugeben und um zu wissen, was wo gekauft wird. Fleisch, Käse, Obst und Gemüse werden in extra Läden gekauft, da es dort günstiger ist. Die Fleischerei war leider zu, aber an Obst und Gemüse haben wir fast genug für den gesamten nächsten Monat gekauft. Yerba für Mate haben wir schon gekauft, jetzt fehlt uns noch ein Mate Becher mit bombilla und eine Thermoskanne. 

Nach dem Einkaufen saßen wir noch etwas mit Sol und Cami zusammen, bis wir mit dem Abendessen bzw. eigentlich unserem Mittagessen angefangen haben. Wir haben uns für Burger, mit Bratkartoffeln und Salat entschieden. Und ohne hier zu viel Selbstlob zu vergeben, muss ich sagen, dass es echt gut geworden ist. 

Am nächsten Tag waren wir bei unserer Mentorin Mónica mit ihrer Familie zum Grillen eingeladen. Als Vorspeise gab es kleine Häppchen in Form von Chips, Käse, Salami und Schinkenscheiben. Danach gab es Ofenkartoffeln, verschiedenes Gemüse und vor allem Fleisch & gegrillten Kürbis mit Zucker. Nicht nur war das Essen sehr reichhaltig und vor allem sehr lecker, sondern auch die Gespräche mit der Familie waren sehr schön und interessant, auch wenn unser Spanisch (nett ausgedrückt) noch viel Potenzial nach oben hat. Mónica und Thiago sprechen etwas Deutsch und Thiago konnte uns mit seinem Englisch sehr gut unterstützen. Zur Familie gehört auch 2-Pac, eine süße Bulldogge, die konstant gestreichelt werden möchte.

Als Nachtisch gab es noch Eis, danach sind wir mit Thiago (den wir schon Freitag Abend kennengelernt haben) und seiner Freundin Marti zu dem, laut ihm, schönsten Park “Parque Urquiza” gefahren. Und ich muss sagen, sie hatten recht! Der Park war riesig und direkt am Fluss gelegen, überall waren Palmen und blühende Lapacho rosado, die mich etwas an blühende Kirschbäume erinnert haben. Es war mega schön, auch wenn es echt heiß war – ich will nicht wissen, wie es sich im Sommer anfühlen wird. Ansonsten haben wir noch ein paar Aufgaben erledigt: Wäsche waschen, Aufräumen und neuen Content für unseren Instagram-Account kreiert. 

Am Montag hatten wir unseren ersten Arbeitstag im Kindergarten. Der Kindergarten Caminito („Ein Weg für die Kleinen“) wird von der örtlichen Kirche getragen und setzt sich seit mehreren Jahrzehnten für Kinderrechte und Gesundheitsförderung ein. Die Kinder erhalten hier Betreuung, Frühstück und Mittagessen. Es war schön, endlich die Einsatzstelle kennenzulernen und unsere erste Woche hat uns sehr gut gefallen. Sobald wir ein paar Wochen dort verbracht haben, wird zu unserer Arbeit und dem Projekt auch ein ausführlicher Blog-Beitrag kommen.

Insgesamt bin ich hier sehr glücklich (glaube das lässt sich ganz gut an der Anzahl von “sehr” in diesem Text heraushören) und wir haben direkt viele neue, tolle Menschen kennengelernt und unsere ersten Freundschaften geschlossen.

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