Meine ersten Monate in Kenia – Ankommen irgendwo zwischen Nationalpark und Millionenstadt

Hallo oder auf Swahili Habari zu meinem ersten Blogeintrag,

Es freut mich, dass du auf meinen Blogeintrag gestoßen bist. Erst einmal möchte ich mich vorstellen. Ich heiße Jette Nienburg, bin 19 Jahre alt und komme aus der Nähe von Hamburg. Für mich stand schon lange fest, dass ich mich nach der Schule sowohl gerne sozial engagieren als auch ins Ausland möchte, um viele neue Erfahrungen zu sammeln und neue Leute kennenzulernen. Allerdings bin ich erst im April diesen Jahres über das Nachrückverfahren an meine Stelle im PLCC (Pangani Lutheran Children Centre) in Nairobi gekommen. Doch ich bin unfassbar glücklich, dass es so gekommen ist und ich nun für elf Monate in Kenia leben darf!

Mittlerweile sind schon über zwei Monate vorüber, weshalb ich in diesem Blogeintrag meine ersten Eindrücke aus dieser Zeit schildern möchte.

Lena und ich am Flughafen Hamburg

Es ist es verrückt, wie die Zeit rennt und wie unfassbar viel ich schon in dieser Zeit erleben durfte. Es fühlt sich an, als wäre es schon eine Ewigkeit her, wenn ich an den Abschied in Deutschland von meiner Familie und meinen engsten Freunden denke.
Nach Monaten der intensiven Vorbereitung, bei der mir vor allem die Vorbereitungsseminare extrem geholfen haben, ging es am 08.08.2023 für Lena und mich als erste Freiwillige unseres Freiwilligenjahrgangs los auf die Reise nach Kenia. Mit jeweils drei großen Gepäckstücken waren wir gut bepackt und gerade noch an dem Punkt, dass wir unser Gepäck selber tragen konnten. Aber abgesehen von diesen physischen Gepäck trugen wir jede Menge psychisches „Gepäck“ in Form von Anspannung, Aufregung, langsamer Realisation und vor allem super viel Freude, dass es endlich losgeht, mit uns. Es war ein super komisches Gefühl, aber auch ein einmaliges, was ich nicht hätte missen wollen.

Nach rund 16 Stunden Flug sind wir ohne weitere Zwischenfälle angekommen und wurden am Flughafen auch direkt sehr herzlich von Mitarbeitern unserer Einsatzstelle begrüßt.
Solange hat man sich vorgestellt, wie es wohl in diesem fremden Land sein würde, verspürte Fernweh, hat auf alles hingefiebert und plötzlich war man einfach da. So richtig realisiert habe ich das erst auf der Taxifahrt vom Flughafen zum PLCC. Wir sind am Nationalpark vorbeigekommen, konnten die beeindruckende Landschaft wahrnehmen und haben aufgeregt nach den ersten Tieren Ausschau gehalten. Dann waren da der Linksverkehr, für uns fremd und obendrein super quirlig, und die teilweise sehr verrückten Straßenverhältnisse. Beim Blick aus dem Fenster konnte man erste Eindrücke von Nairobi erhaschen. Es wirkte bunt und laut. Das alles löste in mir Faszination und Freude aus aber gleichzeitig auch ein bisschen Überforderung.

Irgendwie war da ungewollt schon eine gewisse Erwartungshaltung, dass nun alles so wird, wie man sich das vorgestellt hat. Deshalb musste ich mich immer wieder daran erinnern, offen gegenüber allem Neuen und Fremden zu sein und mir Zeit zu geben, anzukommen. Und es hat funktioniert. Mittlerweile löst das Bild der vielen kleine Straßenstände mit Obst und Gemüse und der Motorräder, die sich zwischen den Autos durch schlängeln, kein Gefühl der Fremde mehr in mir aus, sondern eher ein Gefühl des Zuhauseseins. Nun sind es genau diese Aspekte, die ich hier liebe und schätze.

Dieses Beispiel lässt sich auf Vieles übertragen, was mir am Anfang Sorgen bereitet hat und ich mittlerweile entspannt sehe. So huscht mir jetzt zum Beispiel ein Lächeln übers Gesicht, wenn ich daran zurück denke, dass Lena und ich am ersten Abend nur unsere Kopflampen als Beleuchtung benutzt haben, weil wir Angst hatten, dass vom großen Deckenlicht zu viele Mücken ins Haus kommen. Oder auch dass ich am ersten Abend super viel Angst vor Spinnen oder anderen Tieren hatte und mich nur mit Überwindung getraut habe, meine Vorhänge in meinem Zimmer zu schließen. Irgendwie war zu dieser Zeit alles neu und ein bisschen gruselig.

Eines der vielen Matatus Nairobis: Auch in Nairobi gibt es Dortmund Fans:)

Umso glücklicher bin ich, dass uns in unser ersten Woche noch Anna-Lena, eine unserer Vorfreiwilligen, zur Seite stand. Sie hat uns in dieser Zeit Vieles gezeigt und erklärt. Sie hat uns ein bisschen in Nairobi herumgeführt, uns gezeigt wie das digitale Bezahlungssystem, MPesa, über das hier vieles läuft, funktioniert oder auch wie man sich hier am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt.
Hier ist es üblich, sich in Kleinbussen, den sogenannten Matatus, fortzubewegen. Diese haben allerdings nicht viel mit den öffentlichen Bussen in Deutschland zu tun. Deshalb muss man einiges beachten. Es fängt damit an, dass die Matatus keine feste Abfahrtszeiten haben, sondern immer dann fahren, wenn sie bis auf den letzten Platz voll sind. Aber auch die Fahrt an sich ist sehr abenteuerlich: laute Musik, es ist sehr klein und eng und man muss aufstehen und laut rufen, wenn man aussteigen möchte. Am Anfang war das sehr aufregend. Die Matatus kann man in gewisser Maßen als Metapher für die kenianische Lebensweise sehe. Es ist nicht streng getaktet, es gibt kein wirkliches „zu spät” und es ist oft laut und fröhlich.

Eine weitere Sache, die ich ganz zum Beginn meiner Zeit hier lernen musste, ist, dass es deutlich kälter ist, als ich mir das von Deutschland aus vorgestellt habe. Irgendwie war ich so naiv und dachte, dass es direkt am Äquator immer heiß ist, auch wenn meine Wetterapp etwas anderes gesagt hat. Ich wurde Besserem belehrt. Nairobi liegt auf über 1700 Metern Höhenlage und ist dementsprechend überraschend kühl. Ich habe hier schon öfters gefroren und bereut, dass ich nicht mehr warme Klamotten eingepackt habe. Aber mit viel Tee und dem guten Zwiebellook kommt man gut um die Runden. Irgendwie lernt man doch zu improvisieren, auch wenn es manchmal bedeutet 3 T-Shirts übereinander zu tragen.

Mit der Zeit fällt es mir immer einfacher, Dinge, die ich nicht ändern kann, zu akzeptieren. Auch wenn man bei den Straßenverhältnissen hier teilweise für 20 Minuten durchgeschüttelt wird oder man trotz verabredeter Zeit ein halbe Stunde auf eine Person warten muss. Irgendwie ist es dann so und wird akzeptiert.

Alles in einem bin ich sehr glücklich, hier zu sein und freu mich auf alles, was ich in den nächsten Monaten noch erleben darf.

Kwaheri aus Kenia von Jette:)

EIN NEUES LEBEN

MEINE ERSTEN ZWEI MONATE

Ich bin Wenke, 18 Jahre alt, und verbringe mein freiwilliges Jahr in Mar del Plata in Argentinien.

Jetzt ist es schon über zwei Monate her, dass ich mich am Bahnhof von meiner Familie und meinen Freunden verabschiedet habe und wenige Stunden später ins Flugzeug nach Buenos Aires gestiegen bin. Ein ganzes langes Jahr lag vor mir und während andere voller Vorfreude waren und sich voller Energie austauschten, zog ich mich zunächst ein wenig zurück und fragte mich zweifelnd auf welches Abenteuer ich mich hier nur eingelassen hatte. Doch bald hatte man gar keine Zeit mehr sich Gedanken zu machen, denn am nächsten Morgen landeten wir schon in Buenos Aires. Die kommenden zwei Wochen hatten wir nochmals ein Vorbereitungsseminar mit insgesamt über 50 Freiwilligen und die Tage waren durch das Leben in einer 14er-WG, inhaltliche Einheiten, Sprachkurs und das Erkunden der Stadt zunächst sehr intensiv und überwältigend. In den letzten Tagen des Seminars freute ich mich sehr darauf endlich richtig in meinem neuen Zuhause anzukommen, alles auszupacken und auch wieder ein wenig Zeit für mich zu haben, um alles zu verarbeiten.

Ankunft in Mar del Plata

Nachdem ich mich von den anderen Freiwilligen verabschiedet hatte, stieg ich also mit Vorfreude aber auch mit einem etwas mulmigen Gefühl in den Bus nach Mar del Plata. Die Stadt liegt etwas südlich und 5 Stunden entfernt von Buenos Aires an der Atlantikküste. Auf der Fahrt versuchte ich mir vorzustellen wie wohl die nächsten Tage und Wochen aussehen würden. Ich hatte sehr Respekt vor der Tatsache, dass ich alleine wohnen werde, da ich vorher ein Leben mit drei Schwestern zuhause gewohnt war. Doch als ich dann noch zwei Wochen vor meinem Abflug erfuhr, dass meine Mitfreiwillige aus gesundheitlichen Gründen ihren Freiwilligendienst absagen muss, wurde mir erst bewusst, dass ich sowohl in meinem Projekt als auch in der Stadt die einzige Freiwillige sein werde. Ich stellte mich also auf herausfordernde und schwierige erste Wochen ein.

Doch egal wie oft man sich versucht hat die ersten Wochen auszumalen, ist man auf das was kommt dann doch nicht vorbereitet. Die vorherigen zwei Wochen beim Seminar war ich durchgängig abgelenkt und es prasselte dann alles auf einmal auf mich ein, als ich plötzlich alleine in meiner neuen Wohnung in einer fremden Stadt saß. Die kommenden Tage und Wochen versuchte ich das beste draus zu machen und mich mit Joggen, spazieren gehen oder telefonieren abzulenken. Ich lernte die Stadt besser kennen und lebte mich immer mehr ein. Ich bin unfassbar dankbar so nah am Strand zu wohnen und verbrachte viel Zeit am Strand und am Wasser. Ich freute mich aufs Projekt und erhoffte mir dadurch viel Ablenkung und Struktur in meinem Alltag. Ich arbeite im Projekt “Nuestra Senora de Lujan”, welches den Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen Mahlzeiten, Freizeitprogramm und Gemeinschaft bietet. Ich wurde super lieb und herzlich empfangen und fühlte mich sehr willkommen. Hermana Marta, die das Projekt super engagiert leitet, hat mir direkt gesagt, dass sie jetzt meine Oma hier in Argentinien ist und für mich da ist. Trotzdem war es super schwer für mich richtig anzukommen und mich zu engagieren, was vor allem an der doch ziemlich großen Sprachbarriere lag…

In den kommenden Wochen versuchte ich schnell meine Situation zu ändern: Ich versuchte irgendwie über einen Sprachkurs an der Uni, eine Laufgruppe und andere zufällige Bekanntschaften Freunde zu finden. Ohne andere Freiwillige war dies eine riesige Herausforderung für mich. Die Wochen waren sehr anstrengend und teilweise frustrierend, aber man merkt auch in vielen Momenten, dass sich die harte Arbeit auszahlt.

Meine ersten zwei Monate waren also von vielen Hochs und Tiefs geprägt, aus denen ich aber schon in dieser kurzen Zeit so viel mitgenommen und gelernt habe. Ich habe so hilfsbereite und herzliche Menschen kennengelernt, tolle Gespräche geführt und Argentinien bereits fest in mein Herz geschlossen. Ich habe viel über mich selbst gelernt und einmalige Erfahrungen gesammelt. Ich liebe die Stadt und bin trotz aller Anfangsschwierigkeiten sehr glücklich hier gelandet zu sein! Langsam merkt man auch sprachlich ziemlich große Fortschritte und freut sich über schwierige Situationen, die man im Alltag meistern kann. Der schwierigste und steinige Weg meiner Reise ist geschafft und ich freue mich auf die nächsten Wochen und vor allem auf den kommenden Sommer!!

Uruguays Fortschrittlichkeit gegenüber Deutschland

Wenn wir uns anschauen wollen, was in Deutschland gut und was schlecht läuft, dann ist der internationale Vergleich ein geeignetes Mittel. Häufig gilt der erste Blick anderen Industrienationen in Europa oder Nordamerika.

Dabei verlieren wir oftmals aus den Augen, dass auf den ersten Blick weniger stark entwickelte Länder in einzelnen Themenbereichen oftmals viel weiter sind als wir in Deutschland. Ein häufig in den Medien präsentes Beispiel ist Bhutan mit dem Bruttonationalglück als wichtiger Indikationsfaktor für das gesellschaftliche Wohlergehen. Aber auch lateinamerikanische Länder können uns in Deutschland in vielen Bereichen ein Vorbild sein!

Im Folgenden will ich anhand einiger Beispiele aus meinen Erfahrungen in Uruguay zeigen, dass unser europäisch verengter Blick langfristig davon ablenken kann, neue und bereichernde Erfahrungen zu machen. Am Beispiel Uruguays lässt sich gut zeigen, wie funktionierende Konzepte aus anderen Teilen der Welt hilfreiche neue Perspektiven aufzeigen können.

Der Rio Negro Mercedes`am Abend

Digitalisierung in Schulen

Uruguayische Schulen konnten während des Corona Lockdowns sehr flüssig auf Homeschooling umstellen. Eine Voraussetzung war ein Schulentwicklungsprogramm, das bereits vor fast 15 Jahren aufgelegt wurde: Jede:r Schüler:in bekommt einen Laptop oder ein Tablet-Computer. Sie werden gratis von der Schule bereitgestellt und in Stand gehalten. Die Umstellung wird von einem ganzheitlichen Konzept begleitet: Es gibt digitale Schulbücher, interaktive Online-Anwendungen, spielerische Lernplattformen und Lehrvideos. Lehrkräfte werden schon im Studium auf digitale Arbeitskontexte hin ausgebildet. Das Fach „pensamiento computacional“ unterstützt zusätzlich die Digitalkompetenz der Schülerinnen und Schüler. Digitale Kompetenz werden aber nicht erst in der Schule erlernt, auch bei uns im „Club de Niños“ arbeiten wir mit Kindern und Eltern zum Thema Sicherheit im Netz und bei Social Media.

Das Konzept hat natürlich auch seine Defizite, beispielsweise lernen die Kinder kein 10-Finger-Tippsystem. Es wird darauf wertgelegt, dass sie in der Schule noch per Hand und auf Papier schreiben. Der Laptop wird vielmehr als Unterstützung für die Lehrkraft, Lexikon oder Duden benutzt. Viele Schüler:innen tippen deshalb sehr langsam mit zwei Fingern.

Videokonferenzen sind nicht erst seit Corona ein wichtiges schulisches Instrument. Auch in regulären Schuljahren werden einige Fächer online unterrichtet. Dabei sitzt die Lehrkraft für bestimmte Fächer in der Hauptstadt Montevideo und wird vor Ort von der Klassenlehrerin unterstützt. Deshalb war der Umstieg während der Pandemie relativ einfach, weil Vorgänge und Plattformen bekannt und regelmäßig genutzt waren. Ein unerwartetes Problem kam aber auf: In Schulen gab es zwar freie W-LANs, viele Familien hatten aber zu Hause keine digitalen Anschlüsse. Stattdessen nutzen viele aufgrund der günstigen Internetverträge ihre Handys mit mobile Datentarifen – die aber in der Pandemie schnell aufgebraucht werden. Eine Lösung bestand darin, dass viele Nachbarn ihre W-LAN-Passwörter in ihre Fenster hängen mit der Notiz: „Für Hausaufgaben!“

Während in Deutschland also noch mit Overhead-Projektoren und Computerräumen experimentiert wird, ist Uruguay schon bedeutend weiter. Wer sich weiter zu dem Thema informieren will, ist dieser Spiegelartikel zu empfehlen.

Energieversorgung Uruguays

Uruguay bezieht 98% seines Energiemixes aus erneuerbaren Energien. Dazu hat es aber auch sehr gute Bedingungen: Mit dem Rio Uruguay und Rio Negro hat das kleine Land zwei sehr große, günstig gelegene Flüsse für Wasserkraftwerke, es hat viele Sonnenstunden und an der Küste ist es häufig windig.

Das Land konnte durch die Umstellung der Energieversorgung seine Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland verringern. Außerdem schaffte es entsprechende Studiengänge an den Universitäten. Durch die Kompetenzen wurden neue Arbeitsplätze geschaffen. Ein spannender Beitrag dazu ist bei der Deutschen Welle zu hören.

Die Umstellung der Energieversorgung spielt auch im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel eine große Rolle. Nicht nur, weil die Energieerzeugung selbst einen großen Teil ausmacht, sondern auch weil sie sich auf so viele andere Bereiche auswirkt. So heizen die meisten Haushalte in Uruguay mit Klimaanlagen, die im Sommer kühlen und im Winter wärmen. Diese werden jetzt auch mit grünem Strom betrieben. Auch für die Verkehrswende spielt es eine große Rolle, wie der Strom für E-Fahrzeuge erzeugt wird. Hier hat Uruguay also einen großen Schritt in Richtung Zukunft gemacht, der in Deutschland deutlich behäbiger ist und viel später begann.

Das ländliche Uruguay ist teilweise schwer von Norddeutschland zu unterscheiden. Das dünbesiedelte Land hat viel Platz für erneuerbare Energien.

Es gibt aber auch viele, auf den ersten Blick kleinere Dinge, die in Uruguay sehr fortschrittlich sind (einfach mit Pfeiltasten nach rechts scrollen):

Kunstausstellung in einem Park der Haupststadt.

Uruguay ist also ein gutes Beispiel für Länder, die in bestimmten Bereichen bereits sehr fortschrittlich sind, deren Vorbildfunktion in Europa aber nahezu gänzlich unbekannt ist. Das ändert natürlich insgesamt nichts daran, dass Deutschland in vielen Aspekten in internationalen Vergleichen deutlich höher abschneidet. Insbesondere die wirtschaftliche Lage ist insgesamt sehr viel höhe. Allerdings sind gerade Digitalisierung, Energieversorgung und das Gesundheitssystem Beispiele dafür, dass es auch in Deutschland in vielen Bereichen großen Verbesserungsbedarf gibt.

Dies war der letzte Blogeintrag, den ich während meines Auslandsjahres geschrieben habe. Herzlichen Dank fürs Lesen!

Uruguays kulinarische Top 5

Jedes Land hat besondere Gerichte, von denen man manche doch lieben lernt. Deswegen stelle ich euch hier die typischsten Gerichte Uruguays, die mir im Laufe des Jahres begegnet sind, inklusive Bewertung vor: 

1. Chivito — das Nationalgericht Uruguays. Wenn ihr mich am Anfang des Lerndienstes gefragt hättet, was das ist, hätte ich vermutlich gesagt, dass es ein Burger mit ganz viel Zeug drauf ist. Diese Formulierung habe ich mittlerweile ein bisschen verfeinert. Der Chivito besteht aus einem Brötchen, welches gefüllt ist mit Rindfleisch, Speck, Tomaten, Zwiebeln, Spiegelei und Mozzarella. Wenn ihr mich fragt, immer noch ein Sandwich oder Burger, aber sagt das bloß keinem Urguayo. 
⭐️⭐️⭐️⭐️

2. Tortas Fritas — Ein aus Mehl, Wasser, Backpulver und Fett bestehender Teig, der wie ein Donut geformt und anschließend frittiert wird. Sie werden meist von Mate begleitet zur Merienda (Nachmittagssnack), vor allem an regnerischen Tagen, gegessen und oft an Ständen auf der Straße verkauft.
⭐️⭐️⭐️

3. Dulce de lecheOder auch: das Nutella Uruguays, eine Karamellcreme, die aus Milch, Zucker und Vanille hergestellt wird. Sie kommt sowohl als Brotaufstrich zum Einsatz als auch z.B. als Füllung beim Backen.
⭐️⭐️⭐️⭐️ (mittlerweile gibt es das sogar auch bei mir zum Frühstück) 

4. Alfajores — Diese gibt es an jedem Kiosk und in jedem Supermarkt in verschiedensten Ausführungen zu kaufen. Es sind zwei Kekse, die mit Dulce de leche gefüllt sind. Oft sind sie auch mit Schokolade und manche auch noch mit Nüssen, Kokosflocken oder Krokant ummantelt.             ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (meine persönliche Lieblings-Merienda)

5. AsadoWie ich mittlerweile gelernt habe, lieben die Uruguayxs Fleisch. So kann man sich auch das Asado vorstellen: ganz viel gegrilltes Fleisch (meistens Rindfleisch) und als Beilage Salate und Brot. Für Vegetarier gibt es gegrilltes Gemüse. Besonders beliebt ist es natürlich im Sommer, wenn man auch draußen essen kann, aber im Vergleich zu dem Grillen in Deutschland, werden Asados das ganze Jahr über an Wochenenden und Feiertagen wie z.B. Weihnachten oder Ostern veranstaltet. Für uruguayische Häuser ist es sehr typisch, draußen eine sogenannte parilla zu haben, also einen eingebauten Grill. Beim Asado geht es neben dem Essen an sich vor allem aber auch um das Zusammensein und das gemeinsame Vorbereiten des Asados.
⭐️ ⭐️ (Ich bin einfach kein großer Fleisch-Fan, aber den sozialen Aspekt finde ich sehr schön)

Parilla im Garten von unserem Mentor

Insgesamt sind typisch uruguayische Gerichte meiner Meinung nach eher recht simpel gestaltet, was aber nicht gleich bedeutet, dass sie weniger lecker sind. Anhand meiner vergebenen Sterne sieht man, dass ich einige Gerichte mittlerweile sehr gerne mag und sowohl Alfajores als auch Dulce de leche werden mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit in meinem Koffer landen.  

Lessons Learned – Anekdoten über Lebenslektionen in meinem Auslandsjahr

Ich lebe nun bereits etwa 10 Monate in Mercedes, Uruguay. Und deshalb ist es an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Ich berichte in einigen kurzen Anekdoten von Situationen, die ich in Zukunft tunlichst vermeiden werde, aber auch von den größeren, ernsteren Dingen, die einen tiefergehenden Einfluss auf mein weiteres Leben haben werden.

Sonnenuntergang von unserer Dachterasse

Vor einigen Monaten ging ich an einem Samstag – wie jede Woche – in den Supermarkt, um meinen großen Wocheneinkauf zu erledigen. Das funktionierte auch super, bis ich schließlich an der Self-Checkout-Kasse stand. Ich scannte alle meine Produkte ein und stellte sie auf eine Waage. Dann wollte ich bezahlen, hielt meine Kreditkarte an das Lesegerät und: Sie funktionierte nicht. Manchmal braucht das Gerät eins, zwei Versuche, diesmal zeigte es aber eine neue Fehlermeldung an. Ich zog also mein Portemonnaie aus der Tasche und bemerkte: Ich hatte nicht genügend Bargeld dabei. Ich musste also mit einer Mitarbeiterin sprechen und den gesamten Einkauf zurücklegen. Ich ging davon aus, dass es ein Bankproblem gäbe und die Karte später wieder ginge, tat sie aber nicht. Es stellte sich heraus, dass aufgrund eines Datenlecks aus vorsorglichen Sicherheitsgründen meine Karte gesperrt worden war. Das wurde mir auch mitgeteilt. Per Brief. Nach zwei Wochen. An meine Heimatadresse. Lesson Learned: Immer genügend Bargeld dabeihaben.

Blumen in den Straßen Mercedes`

Für meine nächste Erfahrung geht es auf Reisen! Ich hatte meinen ersten, größeren Urlaub nach Patagonien, Argentinien geplant. Dafür war ich in Uruguay nochmal zu meinem Internetanbieter gegangen, um mein Guthaben aufzuladen. Ich hatte sicherheitshalber in der entsprechenden App extra nachgeguckt, ob mein mobiles Internet auch in Argentinien funktionierte – sollte es. Dies war wichtig, weil ich nach dem Ankommen eine wichtige Zoomkonferenz über mein Handy geplant hatte. Ich kam früh morgens in Buenos Aires am Retiro an und: Mein Internet funktionierte nicht. Handy aus, wieder an – ging immer noch nicht. Im Retiro suchen, ob es ein öffentliches W-LAN gibt, gibt’s nicht. In den Cafés mit W-LAN nachfragen: Ging an dem Tag nicht. Ich stand also in Buenos Aires am Busbahnhof und musste irgendwie zu meiner Übernachtungsmöglichkeit kommen. Mit einer verwirrenden Vielzahl an Bussen, Bahnen, U-Bahnen, etc. und im Hinterkopf auch gewisse Sicherheitsbedenken, ich konnte niemanden kontaktieren, kein Maps nutzen. Lesson Learned: Eine Internetverbindung im Ausland ist so zentral, dass ein Plan B sinnvoll ist.

Sonnenaufgang in Mercedes

Schließlich ist es auch so, dass ich hier in Mercedes zum ersten Mal alleine lebe. Und das klang für mich erstmal herausfordernd: Sich alleine um alles kümmern müssen, alleine Verantwortung tragen… Es stellte sich aber nach einer Eingewöhnungszeit heraus, dass es auch sehr, sehr viele Vorteile hat: Ich kann etwas planen und es kurz vorher wieder über den Haufen schmeißen, ich kann frei entscheiden, was ich heute Abend essen will und mich dann doch wieder umentscheiden, weil ich auf etwas anderes mehr Lust habe. Wenn ich um 13:00 Uhr keinen Hunger habe, esse ich nicht und wenn ich um 17:00 Uhr Hunger habe, esse ich. Wenn ich reise, gucke ich mir an, was mich interessiert, mache Pausen, wenn ich sie brauche und esse, worauf ich Lust habe. Lesson Learned: Alleine leben hat ziemlich viele Vorteile.

Aussicht von Dachterasse

Neben diesen etwas spezielleren Dingen lassen sich natürlich viele weitere Soft Skills aufzählen. Ich habe vieles über das Leben gelernt: Über das Arbeitsleben und wie ist es, einen 8-Stunden-Arbeitstag zu haben, über Lebensrealitäten und welche kulturellen, strukturellen und ideologischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten es gibt, über das Miteinander-Leben und wie ich mit Menschen trotz Sprachbarrieren kommunizieren kann und was wir voneinander lernen können.

Ich war immer wieder überrascht, was für spannende Fragen mich die Kinder in meiner Einsatzstelle gefragt haben: Über Deutschland, über Sehenswürdigkeiten und Reisen in Europa. Natürlich über Fußball. Es hat mir Spaß gemacht, von ihnen über uruguayische Schulen und Freizeitaktivitäten informiert zu werden. Wir haben miteinander, voneinander und übereinander gelernt.

Tomamos un mate?

Mittlerweile bin ich bereits seit neun Monaten in Uruguay und vor einiger Zeit habe ich mir endlich eine eigene Thermo und einen Matebecher gekauft. Da dachte ich mir, ich könnte ja mal ein bisschen über dieses typische Getränk berichten. Es ist nämlich viel mehr als nur ein Getränk. Es ist ein nicht wegzudenkender Teil der Kultur Uruguays und hat im Alltag einen festen Platz. Egal ob am Strand, im Bus, bei der Arbeit oder sogar im Gym, für die meisten Uruguayxs ist der Mate immer dabei. Am liebsten wird er mit der Familie oder Freunden geteilt. 

Jetzt aber zur eigentlichen Frage: Was genau ist Mate überhaupt? Mit Club Mate hat das Ganze nämlich eher wenig zu tun. Mate ist ein traditionelles Getränk, bei dem die Yerba, die getrockneten Blätter des Matebaumes, mit heißem Wasser aufgegossen werden. Kalt funktioniert das Ganze auch, heißt dann aber Tereré und wird vor allem in sehr warmen Regionen, wie dem Norden Argentiniens und Paraguay getrunken. In Uruguay dagegen wird selbst an den wärmsten Tagen bei 37 Grad Mate getrunken. Der Geschmack ist bitter und lässt sich am ehesten mit grünem Tee vergleichen. Da auch Mate Koffein enthält, wirkt es wachmachend, aber im Gegensatz zu Kaffee eher auf eine konzentrationfördernde und entspannende Weise.

Aber wo hat der Mate eigentlich seinen Ursprung? Die Antwort variiert nämlich je nachdem, ob man die Argentinxs oder die Uruguyxs fragt. In diesem Punkt muss ich aber tatsächlich den Argentinxs Recht geben, denn wenn man sich die Geschichte mal etwas genauer anschaut, gelten die Guarani als die ersten Nutzer des Mate. Diese lebten sowohl in Paraguay als auch im Norden Argentiniens sowie in Südbrasilien, aber nicht in Uruguay. Abgesehen davon gibt es hier auch gar keine Matebäume. Die Guarani tranken Mate vor allem der Wirkung wegen und verwendeten die Yerba auch in ihrer Medizin. 

Kommen wir nun zur Vorbereitung (auf uruguayische Art): Für euren Mate braucht ihr zunächst natürlich den Mate, also den Becher. Dieser bestand ursprünglich aus Kürbis, mittlerweile wird er aber aus ganz vielen verschiedenen Materialien hergestellt. Meiner ist innen zum Beispiel aus Keramik. Außerdem benötigt ihr auch eine Bombilla, den „Strohhalm”, aus dem der Mate getrunken wird. Diese gibt es in unterschiedlichen Varianten, besteht meist z.B. aus Stahl oder Silber und hat unten immer eine Art Sieb, damit man die Yerba nicht mittrinkt. Natürlich braucht man auch Yerba und nicht zu vergessen die Thermo, damit man seinen Mate überall trinken und teilen kann.  

Im ersten Schritt füllt man die Yerba in den Mate, verschließt mit der Hand den Matebecher und schüttelt ihn, sodass der Staub der Yerba an der Hand haften bleibt. Anschließend gibt man sowohl etwas kaltes als auch etwas warmes Wasser dazu. Das lässt man dann erstmal ein bisschen stehen, während man nebenbei Wasser erwärmt. Wichtig: Das Wasser darf nicht kochen, sonst wird der Mate zu bitter. In Uruguay baut man mit der feuchten Yerba dann erstmal eine Art Mauer, also bewegt mit Hilfe der Bombilla die ganze Yerba auf eine Seite, sodass man das warme Wasser auf die andere Seite füllen kann. Und schon ist euer Mate trinkbereit! Kleiner Tipp: Man kann zu der Yerba z.B. auch noch Zucker, Orange, Zitrone oder worauf man sonst gerade Lust hat, dazugeben. Mein aktueller persönlicher Favorit ist Zimt.

Mate ist ein Getränk, was man lieben lernt. Am Anfang verzieht man noch das Gesicht, aber irgendwann gehört es zum Tag dazu. 

Die Menschen in meinem Umfeld in Uruguay

Während meines bisherigen Freiwilligendiensts bin ich vielen Menschen begegnet; vielen nur einmal, manchen aber auch sehr häufig. Im Folgenden will ich einige der Menschen, mit denen ich hier besonders viel Zeit verbringe, vorstellen. Ich habe mich mit drei Personen unterhalten. Dabei wurden zwei der drei Interviews auf Spanisch geführt und dann von mir inhaltlich originalgetreu ins Deutsche übersetzt.

Stelle dich bitte kurz vor.

Elisabeth Kratzert

Ich bin Elisabeth Kratzert und ebenfalls eine Freiwillige aus Deutschland. Ich bin 18 Jahre alt, komme aus Karlsruhe und wohne auch für ein Jahr in Mercedes.

Niela Tarca

Ich bin Niela Venecia Tarca Arroyo. Das ist kein häufiger Name (obwohl vierelementrige Name hier typisch sind). Ich wurde im Juli 1975 geboren, bin also 47 Jahre alt.

Ich lebe gemeinsam mit meinen beiden Kindern und bin über mein Engagement in der methodistischen Kirche dazu gekommen, die dortigen Freiwilligen zu betreuen.

Anaceli Camacho

Ich heiße Anaceli Noemi Camacho Casco und bin 47 Jahre alt. Ich bin Kollegin von Timon.

Chloé Grand

Mein Name ist Chloé und ich bin 36 Jahre alt. Ich lebe in Uruguay, bin aber Französin.

Was ist dein Beruf?

Elisabeth Kratzert

Ich arbeite mit einer 3/4-Stelle in einem Kindergarten und mit einer 1/4-Stelle in der methodistischen Kirche, in der ich auch wohne.

Niela Tarca

Ich habe ursprünglich eine Ausbildung zur Hebamme gemacht, mich von dort aus fortgebildet und arbeite jetzt in einer Klinik als Gynäkologin und Hebamme. Ich unterstütze werdende Mütter während der Geburt und in der ersten Zeit danach.

Anaceli Camacho

Ich bin Lehrerin und arbeite nachmittags in einer öffentlichen Schule. ich bin Klassenlehrerin einer fünften Klasse. Außerdem arbeite ich vormittags im Club de Niños, in dem auch Timon arbeitet, seit 2012.

Chloé Grand

Ich bin Erzieherin und arbeite ebenfalls in dem „Club de Niños“. Vorher habe ich in Frankreich in Flüchtlingszentren, mit Jugendlichen mit Fluchterfahrungen oder mit Jugendlichen mit familiären Problem in Kinderheimen gearbeitet.

Was ist deine Meinung zu Freiwilligendiensten?

Elisabeth Kratzert

Ich finde Freiwilligendienste wichtig. Man kann etwas über sich und über das Leben lernen und das auf einem völlig anderen Weg als während der Schulzeit. Dazu gehören praktische Dinge wie Kochen und Waschen, aber auch ein kultureller Austausch mit Menschen des jeweiligen Landes.

Niela Tarca

Ehrlich gesagt habe ich die Idee dahinter erst nicht verstanden. Mit der Zeit wurde mir aber klar, dass es um den Austausch geht und es einen beidseitigen Vorteil gibt. Die Freiwilligen sammeln Lebenserfahrung und lernen etwas über die Welt, sie „hinterlassen“ aber auch etwas. Durch den Austausch profitieren beide Seiten.

Anaceli Camacho

Ich finde, dass ein Freiwilligendienst eine ziemlich noble Sache ist. Man muss freiwillig dafür bereit sein und dazu Lust haben. Das ist nicht selbstverständlich.

Chloé Grand

Meinen ersten Kontakt mit Freiwilligen hatte ich hier, wo ich mit dir arbeite. Ich arbeite hier aber noch nicht so lange und habe mir deshalb noch keine Meinung gebildet.

Wo hast du in deinem Leben gelebt?

Elisabeth Kratzert

Ich komme aus einem Dorf in der Nähe von Karlsruhe und lebe zur Zeit in Mercedes, Uruguay.

Niela Tarca

Ich habe den größten Teil meines Lebens hier in Mercedes gelebt. Für mein Studium war ich für vier Jahre in der Hauptstadt Uruguays, in Montevideo. Ich würde aber gerne im Alter in eine noch kleinere und ruhigere Stadt ziehen.

Anaceli Camacho

Als Kind habe ich in dem kleinen Dorf José Enrique Rodó 70km von Mercedes entfernt gelebt. Mit 16 Jahren sind wir hier nach Mercedes umgezogen und seitdem lebe ich hier.

Chloé Grand

Ich wurde im Süden Frankreichs in den Alpen geboren, habe aber auch im Baskenland gelebt. Darüber hinaus war ich längere Zeit in Brasilien und lebe jetzt in Uruguay.

Was kochst du, wenn du wenig (viel) Zeit hast?

Elisabeth Kratzert

Ich muss gestehen, dass Kochen nicht meine größte Leidenschaft ist. Deshalb gibt es meistens etwas Einfaches: Reis mit Tomatensoße und Zucchini oder Zapallito (eine uruguayischen Kürbisart).

Wenn es etwas extravaganter sein soll, fällt mir zum Beispiel ein One-Pot Butterbohnen Rezept mit karamellisierten Zwiebeln ein. Gerne esse ich auch gebackenen Schafskäse, den es hier leider nicht zu kaufen gibt.

Niela Tarca

Wenn es etwas Schnelles für mich und meine Kinder geben soll, ist das häufig gekochtes Gemüse dazu gekochte Eier und eventuell Linsen. Wenn ich etwas mehr Zeit habe – was nicht so häufig vorkommt – koche ich gerne eine Fleischpastete, Cannelloni oder selbstgemachte Tagliatelle.

Anaceli Camacho

Da ich nur eine kurze Pause zwischen meinen beiden Arbeiten habe, kann ich mittags nicht kochen, weshalb ich abends koche. Ich variiere zwischen etwas aus dem Ofen, einem Salat oder etwas, das ich schnell in der Mikrowelle machen kann.

Chloé Grand

Ich mag Salate sehr gerne. Einfach ein paar Gemüse schneiden und vermischen. Wenn ich mehr Zeit habe, mache ich gerne Lasagne oder eine Gemüsetorte. Ich koche gerne französisch, es fehlen aber viele Produkte dazu. Beispielsweise die Käseauswahl ist deutlich anders.

Was machst du in deiner Freizeit?

Elisabeth Kratzert

Ich spiele in einem Team Volleyball und besuche gemeinsam mit Niela einen Keramikworkshop. In Deutschland treffe ich mich gerne mit Freundinnen, um mit ihnen gemeinsam zu kochen oder auch nur zu essen. Ich singe gerne in meinem Gemeindechor und gehe spazieren.

Niela Tarca

Ich besuche mit Elli einen Keramikworkshop und gucke gerne Filme mit meinen Kindern. Ich schlafe aber auch sehr gerne. Auf einem Spaziergang setze ich mich gerne an den Rio (Der Rio Negro ist der Fluss in Mercedes), gucke in den Himmel und trinke Mate (ein typischer uruguayischer Tee).

Anaceli Camacho

Das hängt total davon ab, in was für einer Stimmung ich gerade bin. Ich höre gerne Musik oder koche. Wenn ich Zeit habe, lese ich oder gucke mal eine Serie.

Chloé Grand

Ich spiele Gitarre und nehme Musikunterricht. Ich bin Mitglied eines Sportclubs, gehe gerne spazieren, joggen und Fahrrad fahren.

Hast du einen Lieblingsort?

Elisabeth Kratzert

Ich mag die Insel, die ich auf Spaziergängen erkundet habe. Man kann sich toll in den Schatten von einem der vielen Bäume setzen.

Niela Tarca

Mir gefällt eine Wiese am Fluss. Von ihr aus kann ich auf die Autobrücke gucken und die Fahrzeuge beim Vorbeifahren beobachten. Auch die Insel hat ihre schönen Ecken.

Anaceli Camacho

Mein Lieblingsort ist mein Haus. Am besten im Frühling oder im Herbst. Da ist das Wetter am schönsten.

Chloé Grand

Mir gefällt die Insel mit dem Fluß auf allen Seiten und dem tollen Sonnenlicht. Besonders im Frühling, wenn die ganze Natur von neuem erwacht

So, das war die Vorstellung einiger wichtiger Personen in meinem Umfeld. Natürlich ist hier nicht genügend Platz für alle Personen, weshalb ich aus den verschiedenen Bereichen meines Alltags jeweils eine Person ausgesucht habe. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und habt etwas über mein Umfeld und das Leben in Uruguay gelernt.

Eine wichtige Unterstützung – Partnerorganisation IERP

Eine wichtige Anlaufstelle für unsere Zeit im Ausland ist immer die jeweilige Partnerorganisation. Sie organisiert Seminare, hilft bei Fragen und unterstützt bei Problemen. Man hat also regelmäßig mit ihr Kontakt. Im Falle Lateinamerikas ist das die IERP, die Igleasia Evangélica del Río de la Plata. Und eben weil diese Partnerorganisation so wichtig für uns ist, will ich ein wenig über sie berichten.

Organisationsstruktur der IERP

Die IERP ist eine unierte Kirche und als solche Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Sie umfasst 240 Begegnungsstellen in 45 Gemeinden in Argentinien, Paraguay und Uruguay. Die Kirchengemeinde, in der ich wohne, gehört allerdings nicht dazu. Denn sie ist Teil der Methodistischen Kirche Uruguays. Die IERP umfasst etwas 25.500 Gemeindemitglieder, davon 70% in Argentinien. Deshalb liegen dort auch 5 der 7 Distrikte, die die Organisationseinheit der IERP sind. Sie sind organisiert in der Asamblea General, dem höchsten Organ der IERP. Die Asamblea General wählt die Kirchenleitung und ist für Richtungsentscheidungen verantwortlich. Sie wählt außerdem den oder die Kirchenpräsident*in seit 2018 Leonardo Schindler.

Projekte der IERP

Als ökumenische ausgerichtete Kirche beteiligt sich die IERP an diakonischen und sozial-ökumenischen Einrichtungen und Projekten anderer Kirchen und NGOs. Sie unterstützt beispielsweise die argentinische Kommission für Flüchtlinge oder die ökumenische Menschenrechtsbewegung. Darüber hinaus initiiert sie auch selbst Projekte, z. B. Krankenhäuser und Gesundheitszentren, Kindergärten, Suppenküchen, Projekte zur Stadtentwicklung oder Zentren zur wirtschaftlichen Weiterbildung. Davon gibt es zurzeit 38.

Die IERP ist ebenfalls Mitglied in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), was erst einmal überrascht, da die IERP nicht in Europa liegt. Ihre Mitgliedschaft in der GEKE hängt allerdings mit ihrer spannenden Geschichte zusammen, auf die wir nun einen Blick werfen:

Geschichte der IERP

Die IERP blickt auf eine hochinteressante Geschichte zurück. Sie geht auf Einwanderer*innen aus deutschsprachigen Gebieten zurück, im 19. und 20. Jhd. nach Lateinamerika gekommen sind und Schulen und Gemeinden gegründet haben. Die erste davon war 1843 die Congregación Evangélica Alemana. Sie wurde von August Ludwig Siegel einem Pfarrer der Preußischen Evangelischen Kirche gegründet wurde. Die bereits genannten Gemeinden kamen am 1.10.1899 zur Gründung der Deutschen Evangelischen La Plata Synode zusammen. Sie gehörte formell zur Evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen Preußens.

1934 schloss sich die Synode an die Deutsche Evangelische Kirche an (seit 1945 EKD).
1965 schlug die IERP einen neuen Weg ein. Als eine wichtige Folge des Übergangs von Deutsch zu Spanisch als Amtssprache innerhalb der Kirche beschloss man damals die Gründung einer selbstständigen Kirche. Diese ist allerdings durch Verträge eng mit der EKD verbunden. Allerdings eröffnete die Unabhängigkeit in Verbindung mit einer stärkeren regionalen Verwurzelung neue Möglichkeiten für die Kirche.

Das Freiwilligenreferat der IERP

Ein kleines Referat, das für uns Freiwillige allerdings eine hervorgehobene Bedeutung hat, ist das Freiwilligenreferat. Es kümmert sich konkret um die Betreuung der etwa 60 Freiwilligen aus dem globalen Norden, den Freiwilligen in Deutschland aus Lateinamerika und den Freiwilligen des regionalen Programms. Es organisiert die Seminare, hilft bei Fragen und Problemen und besucht die Freiwilligen in den Projekten.

Herzlichen Dank für das Lesen meiner Kurzvorstellung der IERP! In meinem nächsten Blogeintrag werde ich in Kurzportraits einige Personen aus meinem Umfeld hier in Mercedes näher vorstellen!

Auf geht’s zum Campamento!

Gegen Ende November ging es für mich auf ein Campamento. Hier handelt es sich um ein Lager, welches wir gemeinsam mit allen Kindern und Jugendlichen von der Callescuela aus Asuncion besucht haben.Das Campamento ging von dem ersten auf den zweiten Dezember, da in dieser Zeit die Ferien für alle begonnen haben. Meine Mitfreiwillige Anna sowie andere KollegInnen der Callescuela und ich sind schon einen Tag vorher vorgefahren, um alles für die Kinder vorzubereiten. Wir sind ca. 2 Stunden hingefahren. Da es ein wenig abgelegen war, war unser Weg komplett mit grünen Landschaften bedeckt. Angekommen, guckten wir uns einmal das Gelände an. Es war eine große Campinganlage mitten im Grünen. Es war unbeschreiblich schön und voller Natur, was ich so noch nie gesehen hatte. Diese schöne Umgebung hatte natürlich seinen Preis, denn es gab leider kein Internet!
Wir haben alle später realisiert, dass das Internet gar nicht nötig war, da wir genug Beschäftigung hatten für die zwei Tage. Natürlich war es auch eine angenehme Abwechslung mal ohne das Handy. Die Räumlichkeiten waren gestaltet, wie es bei einem Campingplatz zu erwarten ist. Es gab zwei getrennte Räume. Einmal für die Frauen und einmal für die Männer. Um genau zu sagen, waren es ca. um die 58 Frauen und Kinder in einem Raum. Somit war es für mich eine einmalige Erfahrung, mit so vielen Menschen in einem Raum zu schlafen.

Ganz entspannt haben wir das Gelände für ca. 115 Personen geschmückt und vorbereitet. Ja, auch ich war erstmals erschlagen, als ich die Zahl gehört habe. Nach den Vorbereitungen ging es schon zu Bett, denn am nächsten Tag fing erstmals der richtige Spaß an. Morgens kamen drei Busse an, mit allen, die daran teilhaben wollten. Es sind viele Mütter mitgekommen, die über die beiden Tage verschiedene Speisen zubereitet und anderweitig mitgeholfen haben. Bei der Ankunft wurden alle erstmals herzlich begrüßt. Die Kinder und Jugendliche sind nach ihrem Alter in Gruppen aufgeteilt worden – diesen Gruppen wurde daraufhin eine Farbe zugeteilt. Mit den eigenen Gruppenmitgliedern saß man an den Essenstischen zusammen, um Chaos zu vermeiden. 
Nach dem ersten Mittagssnack ging es sofort in den Fluss schwimmen. Auch wir haben uns über die Abkühlung gefreut, da es zu Anfang sehr warm war. Natürlich spielten wir ebenfalls eine Aufsichtsrolle, falls etwas passieren sollte im Wasser. Wir hatten alle viel Spaß. Es wurden Spiele gespielt und jeder durfte sich frei bewegen. Von Fußball, Volleyball bis hin zu Brettspielen gab es alles im Angebot. Leider fing es später plötzlich an zu regnen. Doch das stellte glücklicherweise kein Problem dar, da man sowieso nass war vom Schwimmen und die meisten Kinder den Regen genossen haben nach den ganzen heißen Tagen. Abends gab es leckeres Essen von den fleißigen Müttern. Nach dem gemeinsamen Essen machten sich viele Mädels fertig für den Abend, da es noch eine kleine Vorführung gab. Eine Gruppe von Mädels haben einen typisch paraguayischen Tanz vorgeführt. Auch andere haben getanzt und uhren Talenten freien Lauf gelassen. Mit diesem schönen Abschluss ging es für alle ins Bett. Da wir doch mehr Leute waren als Betten, mussten sich einige mit Matratzen auf den Boden legen. Meine zwei Mitfreiwilligen und ich haben uns daher auch zu dritt zwei Matratzen geteilt. Das hat tatsächlich sehr gut geklappt. Da ich sehr kaputt war von diesem erfüllten Tag, bin ich schnell eingeschlafen.

Am nächsten Tag nach dem Frühstück ging es mit dem Spaß weiter. Wir haben für die Kinder Spiele vorbereitet und organisiert. Anna und ich haben ein Balance-Spiel angeleitet, welches „raquetas con aqua“ hieß. Der Name erklärt eigentlich schon im Groben, worum es geht: Die Kinder mussten sich in Gruppen aufstellen und je Gruppe gab es einen Schläger, auf dem ein Becher mit Wasser steht. Damit mussten die Kinder und Jugendlichen einmal um bestimmte Ziele laufen. Die Gruppe, welche schneller war und den Becher nicht verlor, hatte gewonnen. Das war eins von sieben Spielen insgesamt. Nach dem ganzen Spaß wurde noch ein letztes Mal der erfrischende Fluss ausgenutzt, bevor es nach ein paar Stunden wieder nach Hause ging. Zurück ging es für mich mit den anderen in den Bussen. Aufgrund von Platzmangel verbrachte ich die Rückreise auf der Treppe im Bus.
Zuhause angekommen musste viel Schlaf nachgeholt werden.
Ich hab diese Zeit auf jeden Fall mit allen sehr genossen, und konnte mit den Kindern eine engere Bindung aufbauen. Am Ende war ich aber dennoch froh darüber, in meinem Bett zu liegen.

 

Ein Alltagshindernis – Mobilität in Mercedes

In meinem neuen Alltag in Mercedes, Uruguay verbringe ich die meiste Zeit an zwei Orten: In meinem Wohnort, der methodistischen Kirche im Stadtzentrum, und meiner Arbeitsstelle, dem Club de Niños „San José Obrero“. Nicht zu vernachlässigen ist deshalb, wie ich zwischen diesen beiden Orten hin- und herkomme. Auf dieses Thema will ich im Folgenden eingehen, denn es gibt durchaus Besonderheiten und Unterschiede im Vergleich zum deutschen Verkehr. Dabei geht es um die Art der Strecke, der Fahrzeuge und des Fahrens. Aber auch über die Hunde am Straßenrand sollte man sich Gedanken machen. Schließlich will ich aber auch meinen persönlichen Weg zur Arbeit mit Videos und einer Karte beschreiben.

Der Aufbau von Mercedes

Aufbau von Mercedes, Kartenmaterial von OpenStreetMap 2022-12-03

Mercedes ist, wie die meisten Städte Uruguays, während der Kolonialzeit entstanden. Deshalb gibt es auch hier den rechteckigen Aufbau mit Blocks, den man z. B. aus den USA kennt. Fast alle Straßen sind Einbahnstraßen. Deshalb kann man sich schnell leicht in der Stadt zurechtfinden und einfach auf einer Straße die komplette Stadt durchqueren.

Allerdings ist der Aufbau zum Fahrradfahren relativ unangenehm. Alle 50m kreuzt einen eine Straße. Bei der Hälfte hat man aufgrund von rechts-vor-links Vorfahrt, bei der anderen Hälfte gewährt man Vorfahrt. Deshalb muss man aber alle 100m einmal komplett abbremsen. Das ist zum Fahren sehr anstrengend. Darüber hinaus ist ein großer Teil der Stadt mit Kopfsteinen gepflastert, was das Fahren noch anstrengender macht.

Mercedes ist auch relativ hügelig, das Wasser fließt also immer in Richtung des Flusses ab. Deshalb gibt es in den Nord-Süd-Straßen extrem hohe Bordsteine von bis zu 60cm. Wenn man mit dem Fahrrad in Ost-West-Richtung fährt, kreuzt man also immer die Wasserbäche, die zum Fluss fließen.

Dieses Städtedesign hat allerdings noch weitere Nachteile. Für weitere Informationen zu dem Thema empfehle ich folgendes Video:

Video: „Why Cities With Grids Are Terribly Designed“
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Fahrstil und Fahrzeuge in Mercedes

Mercedes ist in Uruguay dafür bekannt, eine sehr gemächliche Stadt zu sein. Das bekommt man insbesondere als Fußgänger mit. An jeder Kreuzung halten Autos und Mofas für einen, man kann sich sicher und einfach fortbewegen. Sobald man aber einmal auf einem Fahrrad oder Mofa saß, sieht man eine andere Seite des Verkehrs. Durch das bereits beschriebene Straßensystem beschleunigen die Leute für 100m stark, brettern mit Schwung an einer Kreuzung vorbei, an der sie Vorfahrt haben und bremsen dann sehr abrupt an der nächsten Kreuzung wieder ab. Des Weiteren ist es wichtig, sich mit seinem Fahrrad weit rechts zu halten. Da alle Straßen Einbahnstraßen sind, wird man nämlich sonst auf allen Seiten überholt.

Die meisten Leute bewegen sich hier mit Autos oder Mofas fort. Fahrräder sind als Sportgerät beliebt, im Alltag spielen sie aber keine Rolle. Der Zustand der Fahrzeuge unterscheidet sich von Stadtviertel zu Stadtviertel stark. An meinem Wohnort nahe des Stadtzentrums sind die Meisten in sehr gutem Zustand; je näher ich meiner Arbeitsstelle und dem sozial-schwächeren Stadtviertel komme, desto schwächer ist auch der durchschnittliche Zustand der Fahrzeuge. Insbesondere bei vielen Mofas fehlt die Verkleidung, man sieht viele ältere Modelle und Reparaturen an den Fahrzeugen.

Nicht zu unterschätzen: Die Straßenhunde

Straßenhunde sind in den verschiedenen Stadtvierteln ebenfalls sehr unterschiedlich verteilt. In der Nähe unserer Kirche sieht man wenige, in der Nähe meiner Arbeitsstelle viele. Ich komme auf jedem Weg etwa an 10-15 Hunden vorbei. Die Meisten liegen ruhig im Schatten, manche aber auch nicht. Insbesondere wenn man Fahrrad fährt, laufen sie einem gerne kläffend hinterher. Sobald dies ein Hund tut, schließen sich gerne drei oder vier weitere an. Da die Hunde teilweise sehr groß sind und eventuell Krankheiten übertragen können, sollte man sich nicht von ihnen beißen lassen. Es ist also wichtig, bestimmte Straßen zu meiden und notfalls eher nochmal einen Bogen zu fahren, um Hunden zu entgehen. Weitere Situationen lassen sich in den folgenden Videos meines Arbeitswegs erkennen.

Mein Weg zur Arbeit

In den folgenden zwei Videos habe ich meinen Weg zur Arbeit und meinen Rückweg gefilmt und kommentiert. Zur besseren Nachverfolgung habe ich meine Strecke auch jeweils auf der Karte illustriert. Es lohnt sich, ein wenig durch die Videos durchzuskippen.

Hin- und Rückweg zur Arbeit, Kartenmaterial von OpenStreetMap 2022-12-03
Video: „Mein Weg zur Arbeit“
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Video: „Mein Weg von der Arbeit“
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Herzlichen Dank fürs Lesen! In meinem nächsten Artikel werde ich über eine Organisation schreiben, die ich schon an vielen Stellen erwähnt, aber nie richtig erläutert habe: die IERP.