Nach Hause kommen?

Verfasst bitte einen Beitrag zum Thema „Nach Hause kommen“, so hieß der Arbeitsauftrag. „Zuhause“, was ein seltsames Wort. Was ist denn ein Zuhause?

In Argentinien bin ich doch jeden Tag nach der Arbeit nach Hause gekommen?! Ich liebte meine WG, die besten Mitbewohner, die man sich wünschen kann. Ich fühlte mich wohl, ich war dort gerne, ich fühlte mich sicher. Obwohl es so einige viele Probleme mit diesem Haus auch gab:
Es war mein Zuhause.

Aber der Beitrag soll darüber gehen, wie das Zurückkommen nach Deutschland und zu meiner Familie für mich war.
Ich kann soviel sagen, für mich hat sich das Gefühl „Zuhause“ in diesen Monaten (leider kein Jahr, nochmal danke Corona) verändert.

Man könnte ja jetzt denken, vielleicht habe ich jetzt zwei Orte, die sich für mich wie „Zuhause“ anfühlen. Doch das ist nicht ganz so. Nach wochenlanger Warterei in Hausquarantäne, kam ich mit einem Rückholflieger nach Frankfurt. Und kam dann schließlich „Zuhause(?)“ an. Fast alles wie vorher, nur kleine Veränderungen z.B. dass die kleine Schwester, gar nicht mehr so klein ist oder ein paar neue Kissen auf dem Sofa.
Die ersten Tage und Wochen waren sehr seltsam. Ich glaube „seltsam“ beschreibt die Zeit am Besten. Manche Tage fühlten sich wie betäubt an, sie flogen an mir einfach so vorbei. Dann gab es traurige, emotionale Tage, aber auch Tage, an denen ich gar nicht an Argentinien dachte.

Aber ein Gefühl blieb konstant. Dieser Ort hier ist nicht mehr derselbe. Er wechselte von „Zuhause“ zu „Zuhause von meinen Eltern und meiner kleinen Schwester“. Und das ist völlig in Ordnung für mich. Denn ich weiß, dass auch jetzt bald etwas Neues beginnen wird und ein neuer Ort mein neues Zuhause wird.

Liebe Grüße aus mittlerweile wieder Deutschland

Abrazo virtual Sarah

Das alles und noch viel mehr

Meine Zeit in Argentinien wurde zwar aufgrund der Pandemie abgebrochen, dennoch berichte ich euch gerne, wie so ein Arbeitstag von mir aussah.

Es ist 8 Uhr und mein Wecker klingelt. Vor 8:25 Uhr schaffe ich es nicht aus dem Bett, sodass ich mich wie immer mit Anziehen und Zähnputzen beeilen muss. Um entspannt zur Arbeit zu gehen, sollte ich um 8:40 Uhr das Haus verlassen. Naja… hat mal wieder nicht ganz geklappt, jetzt ist es 8:50 Uhr. Also sprinte ich los zum Projekt. Schon bin ich an meiner Einsatzstelle „La Casona“ angekommen und der ungewollte Morgensport ist vorbei und ja ich habe es zeitlich geschafft, es ist kurz nach neun.

Paola meine Kollegin ist schon da. Paola oder wie sie alle nennen, Pao, ist die Erzieherin für die Kinder, die am Vormittag in das Projekt kommen. Außerdem ist sie Tallerista der Panaderia (Bäckerei) für die 6-11jährigen sowie einiger Talleres (Workshops) für die Jugendlichen.

Ich fange direkt an das Frühstück vorzubereiten, währenddessen schon die ersten Kinder (6-11 Jahre alt) ins Projekt kommen und spielen.
Brot mit Dulce de Leche (Karamellaufstrich), Butter oder Marmelade. Außerdem gibt es Mate Cocido (Tee) mit ganz viel Zucker.

Mittlerweile ist auch meine andere Arbeitskollegin Sofi eingetroffen. Sie organisiert alles im Bereich Niñez (Kindesalter).
Und nun wird auch schon ein Tischlied gesungen, weil die Kinder essen wollen, entscheiden sie sich für das Kürzeste:

„Barabaram ^^ Barabaram ^^ Barabaram Barabaram Barabaram ^^
Bendice señor la mesa, Bendice los alimentos, Bendice a los pekes para poder comer
Barabaram ^^ Barabaram ^^ Barabaram Barabaram Barabaram^^“

„MANOOOS!“ (Hände) Alle geben sich die Hände und rufen „Buen provecho!“ (Guten Apetit)

Abdecken, Abwaschen und nun geht es in die Panadería (Bäckerei) mit Pao. Die Kinder sind fleißig am Kneten und freuen sich schon auf das Ergebnis, um es zu probieren und anschließend mit nach Haus zu nehmen.

Vor ein paar Tagen habe ich bereits meinen neuen, heutigen Dibujo-Taller (Zeichnen-Workshop) vorbereitet.
Mit einer Vorlage von mir und Hilfslinien zeichnen die Kinder selbst Mandalas. Nur wenige Kinder sind da, sodass es eine ruhige, angenehme Gruppengröße ist.

Jetzt wird gespielt. Erst drinnen dann draußen. Von Kartenspielen über Tischkicker bis Seilspringen und Fußballspielen ist alles dabei.
Um meinen Arm vom Seilschlagen auszuruhen, was ich nun eine halbe Stunde tat, setze ich mich und trinke zusammen mit den anderen Mate.
Ich schaue auf die Uhr. Nun ist es 11:40 Uhr und nach und nach werden die ersten Kinder abgeholt bzw. gehen in Grüppchen nach Hause. Für sie beginnt der Unterricht erst am Nachmittag.

Inzwischen habe ich ca. 2 Stunden Mittagspause. Zum Mittagessen habe ich mir etwas vom Vortag von Zuhause mitgenommen und sitze im Schatten der Bäume.
Die zwei Stunden vergehen wie im Flug und die „Nachmittagskinder“ kommen ins Projekt. Sie waren am Vormittag in der Schule. Heute bin ich allerdings nicht für die Kinder am Nachmittag eingeteilt, sondern begleite die Talleres für die Jugendlichen.

Im Taller Cine (Kino) schnitten alle fleißig an Videos, um Spezialeffekte und Übergänge auszuprobieren. Ich sitze daneben und unterhalte mich mit einem Süd-Nordrückkehrer, der ein Jahr in Deutschland arbeitete. Super interessant!

Da die Schule seit dieser Woche erst wieder begonnen hat, ist der Taller Estudio heute leicht überflüssig. Eigentlich bringen hierfür die Jugendlichen ihre Schulaufgaben mit, um sie hier in Ruhe zu machen, nachfragen zu können und Materialien sowie den Computer benutzen zu können. Doch noch haben die Jugendlichen wohl keine Aufgaben bekommen, sodass keiner kam. Naja, dann hören wir eben Musik und singen.

Um 18 Uhr endet mein Tag und ich mache mich auf den Rückweg nach Hause. Den Rückweg gehe ich entspannt.
Zuhause in der WG angekommen, ist mein Mitbewohner Aron bereits da und wir trinken Mate. So endet mein Arbeitstag.

Das alles passiert an einem Tag, und selbst das kratzt irgendwie doch nur an der Oberfläche, denn auf dem Arbeitsweg, auf der Arbeit und Zuhause passieren so viele Dinge, wenn auch manchmal nur kleine.
Aber es ist trotzdem so unfassbar viel, dass man das gar nicht alles erzählen kann…

Liebe Grüße
Sarah

Mein Alltag im Projekt

7:30 Uhr:

Lena und ich gehen nach unten in den Kindergarten. Uns erwarten bereits zwei Kindergärtnerinnen. Der Kindergarten hat zwar schon seit 7 Uhr auf, jedoch sind um diese Uhrzeit noch keine Kinder da, weswegen wir eine halbe Stunde später kommen dürfen. Nun kommen die ersten Kinder.

8:00 Uhr:

Mittlerweile sind einige weitere Kinder von ihren Eltern gebracht worden. Die Meisten sind noch müde und gucken stehend den Kindern beim Spielen zu, die schon etwas länger da sind. Manche schlafen auch.

8:30 Uhr:

Es ist Zeit für das Frühstück! Zu dieser Uhrzeit haben es meistens ca. zehn bis 14 Kinder in den Kindergarten geschafft, besonders die sehr kleinen Kinder kommen etwas später. Außerdem sind nun alle vier Kindergärtnerinnen, die Köchin, die Putzfrau und die Chefin da. Zum Frühstück gibt es immer etwas Süßes, meistens Kekse und Milch, manchmal Trinkjogurt, manchmal Kakao. Das Frühstück ist die nahezu ruhigste Zeit im Kindergarten; fast alle Kinder sitzen ruhig am Tisch und essen. Nur einige wenige Kinder sind schon wach genug um Lärm zu machen.

Nach dem Essen wird die Flagge gehisst. Dabei stehen die Kinder in einem Kreis um den Fahnenmast und es werden Kinderlieder gesungen. Danach dürfen die Kinder im großen Saal spielen. 

9:30 Uhr:

Nach einer Stunde Spielzeit geht es in die Gruppen. Diese sind nach Alter aufgeteilt, d.h. es gibt vier verschiedene Gruppen, eine für die Nulljährigen, eine für die Einjährigen, eine für die Zweijährigen und eine für die Dreijährigen. Die Ältesten müssen zuerst mit dem Spielen aufhören, da es für sie zum Händewaschen ins Bad geht. Je nach Anzahl der Kinder in den anderen Gruppen bleiben diese noch etwas länger im Saal. 

Während der Gruppenphase kommen auch die restlichen Kinder; insgesamt sind zwischen 20 und 25 Kinder da. 

Lena und ich sind meistens bei Gruppe drei oder vier, da dort die meisten Kinder sind und somit unsere Hilfe am sinnvollsten ist. 

10:30 Uhr:

Nachdem in den Gruppen gespielt, gelesen, gesungen, getanzt oder geschlafen wurde, geht es nun für die Kinder wieder in den großen Saal. Sie dürfen sich noch einmal etwas austoben, bevor es zum Mittagessen geht. Nur die Dreijährigen haben diesen Luxus nicht, sie müssen in der Gruppe bleiben um noch etwas zu lernen oder zu spielen. 

11:00 Uhr:

Pünktlich um elf Uhr sitzen alle Kinder am Tisch. Vorher mussten die Zwei- und Dreijährigen noch einmal die Hände waschen. Gegessen wird meistens Fleisch mit Nudeln oder Reis oder Kartoffeln. Die Kinder bekommen das Essen in kleinen Schälchen mit Löffeln serviert. Natürlich ist alles klein geschnitten. Zum Nachtisch gibt es Apfel, an manchen Tagen aber auch Wackelpudding. Außerdem gibt es Saft. 

Beim Essen ist die Schwierigkeit für Lena und mich, gleichzeitig alle Kinder zu „bedienen“ und den Erzieherinnen dabei zu helfen, aufzupassen, dass sich alle Kinder benehmen. Das Mittagessen ist somit die stressigste Zeit des Tages.

12:00 Uhr:

Nach dem Mittagessen werden bereits die ersten Kinder abgeholt. Für die anderen Kinder geht es nun in einen Kreis und die Flagge abgenommen. Gesungen werden dazu wie am Morgen Kinderlieder und nicht die Nationalhymne. Danach dürfen die Kinder (bis auf die Dreijährigen, die müssen wieder in die Gruppe) im großen Saal weiterspielen. Für Lena und mich geht es nun in die Küche; wir helfen beim Abtrocknen. 

12:20 Uhr:

Wenn wir aus der Küche kommen ist die Mehrzahl der Kinder abgeholt worden. Wir spielen noch etwas mit den verbliebenden Kindern, bis auch sie abgeholt werden. 

13:15 Uhr:

Nun ist der Kindergarten leer. Theoretisch hat der Kindergarten noch bis um 14:00 Uhr auf, doch auf Grund der fehlenden Kinder lässt uns unsere Chefin früher gehen. 

So sah also mein Projektalltag aus. Dieser wurde zwar zu besonderen Anlässen auch mal geändert, jedoch blieb das Grundkonzept immer gleich. Nur die Prozedur mit der Flagge wurde nach dem Jahreswechsel aufgegeben. 

Das Ende meiner Zeit in Argentinien

Die Rückkehr nach Deutschland war durch meine zwei Wochen gedanklicher Eingewöhnungszeit in Quarantäne in Buenos Aires weniger traurig als gedacht. Der Argentinische Ministerpräsident Alberto Fernandez reagierte früh mit Ausgangssperren für das ganze Land. Dadurch konnte ich mich gedanklich ein bisschen besser auf die Abreise vorbereiten. 

Schwerer war hingegen die schnelle Abreise aus meiner Einsatzstelle in Parana. Als ich am Montag die Nachricht bekam, das Land verlassen zu müssen, war ich erst einmal sehr geschockt und traurig, jedoch kündigte besagter Präsident bereits Maßnahmen an, weshalb ich davon ausging, noch etwas bleiben zu dürfen, bzw. nicht direkt ausreisen zu können. Am Dienstag wurde mir dann gesagt, dass ich ein Ticket für einen Rückflug am Freitag derselben Woche bekommen hätte, weshalb ich schnellstmöglich nach Buenos Aires musste. Am Mittwoch begann also meine Rückreise.

In Buenos Aires angekommen, wurde ich nett von der Freiwilligen-Wg empfangen, bei denen ich die verbleibenden zwei Nächte verbringen sollte. Jedoch trat dann das eigentlich Erwartete ein; der Flug wurde gecancelt. Somit musste ich dann zusammen mit allen anderen Freiwilligen auf einen Flug der Rückholaktion der Bundesregierung warten, was in meinem Fall weitere zwei Wochen dauerte, bei anderen Freiwilligen sogar noch ein paar Tage länger. Somit flog ich am ersten April, ein vielleicht ganz passendes Datum, nach Frankfurt.

Zuhause angekommen musste ich mich zwar ein bisschen an die neue/ alte Umgebung gewöhnen, jedoch fiel mir dies recht leicht. Nur an die Zeitumstellung musste ich mich ein paar Tage gewöhnen. Ich verbringe die Tage mit viel Sport, Kochen, Backen und einigen anderen Aufgaben. Unglaublich anders als in den Sommerferien des letzten Jahres ist es für mich aber nicht, weshalb es nicht gerade viel zu berichten gibt. Außerdem geht es mir gut, natürlich ärgere ich mich auch manchmal über die Situation (mindestens einmal am Tag), denn insgesamt bin ich nicht zufrieden über die schnelle Rückreise. Dennoch versuche ich das Beste daraus zu machen.

Ein halbes Jahr in Argentinien

Vor zwei Wochen bin ich ins zwei Stunden von Buenos Aires entfernte Baradero zum Zwischenseminar gereist. Dieses markierte die „Halbzeit“ meines Freiwilligendienstes – Wahnsinn! Und – wie die Zeit doch vergeht! Für mich kaum vorstellbar, dass ich 2017 aus Kanada schon nach fünf Monaten zurückgekehrt bin.

Der letzte Monat im Kindergarten war wie angekündigt ein Entspannter. Es kamen maximal zehn, eher aber sechs bis acht Kinder. Außerdem wurden die Öffnungszeiten des Kindergartens auf 8 bis 12 Uhr gelegt. Trotzdem gab es so manches zu tun, denn alle drei Erziehrinnen hatten in diesem Monat Urlaub. Somit mussten Lena, unsere Chefin Mirta und ich diese Aufgaben übernehmen. 

Insgesamt wurde aber nicht viel verändert, der typische Ablauf blieb gleich, was ich ein bisschen schade fand – für meinen Geschmack hätte man mit den wenigen Kindern auch mal einen Ausflug oder zumindest auf die Wiese vor dem Kindergarten gehen können. Scheinbar wurde diese Wiese früher auch mal als Spielplatz benutzt; es gibt dort zwei alte Wippen, eine etwas windschiefe Rutsche und ein Schaukelgerüst. Vor einigen Wochen sollte ich auch eine alte Metallkonstruktion (eine Art Leiter, die sich aber in Halbkreisform dem Boden neigt) mit frischer Farbe bepinseln. Außerdem wurde mir gesagt, dass die erwähnten Spielgeräte neu gestrichen werden sollen – seitdem war aber nicht mehr die Rede davon. 

In allzu naher Zukunft wird dieser Plan auch nicht verwirklicht werden können, schließlich kommen wieder immer mehr Kinder in den Kindergarten. Bei vielen Kindern ist interessant zu beobachten, wie groß sie über die Ferien geworden sind. Andere hingegen scheinen ihre Entwicklung vorerst pausiert zu haben. Besonders die beiden ältesten Kinder, die aus ihrer Gruppe zurückgeblieben und noch nicht in die Schule gekommen sind, heimsen sich viel „Ärger“ für ihre Art ein, da sie trotz ihres Alters zum Beispiel nicht stillsitzen können. Teilweise finde ich diese Umgangsweise zu hart, andererseits kann man sich bei diesen Kindern auch nicht vorstellen, sie einschulen zu lassen. 


Ansonsten war aber wie gesagt nicht viel los, und so ging es scheinbar auch ganz Parana, da die (Studenten-)Stadt teilweise wie leergefegt zu sein schien. Auch in unserem Studentenwohnheim waren wir fast ganz alleine. Anscheinend fahren viele Studenten über die Ferien zu ihren Familien, und insgesamt gehen die Menschen erst sehr spät aus ihren Häusern – einerseits wergen den Ferien, andererseits wegen der Hitze. Aktuell hält sich die Temperatur über 30 Grad, nur manchmal, wenn es regnet, kühlt es ab auf ca. 28 Grad. 

Also haben auch wir nicht gerade viel unternommen. An einem Wochenende fand im Freilichttheater am Rio Parana ein Konzert statt, zu dem wir mit einem Freund gingen. Zuerst traten zwei etwas unbekanntere (wie uns gesagt wurde) Bands auf. Diese spielten Coverversionen von bekannten argentinischen Hits. Danach trat eine wohl sehr berühmte Band auf, was gut an der Reaktion der Menschen abzulesen war – wo vorher noch gesessen wurde, wurde jetzt getanzt und mitgesungen. Das war ein sehr schönes Erlebnis und danach haben wir uns noch mit einigen weiteren Leuten auf ein Bier getroffen. 

Außerdem wurde uns ein Freibad in der Nähe gezeigt, wohin wir jetzt zwei Mal die Woche gehen, solange es noch offen hat. 

Das war also der Januar, jetzt geht es mit mehr Arbeit weiter! Bis zum nächsten Bericht,

Jakob

5 Monate in Argentinien

Zuerst einmal: Frohes neues Jahr!

Mit dem Jahreswechsel ist nun fast die Hälfte meiner Zeit in Argentinien herum, bereits fünf Monate bin ich schon hier. Für mich fühlt es sich so an, als ob die Zeit rennen würde, der Gedanke an die Heimreise ist noch sehr weit entfernt.

Dazu trägt natürlich auch bei, dass der vergangene Monat überaus ereignisreich war. Lena und ich waren an Weihnachten bei der Familie unseres Ansprechpartners Juan eingeladen, mit dem wir auch im Weihnachtsgottesdienst eine kleine Präsentation über die Unterschiede der Weihnachtsfeste in Argentinien und Deutschland hielten. 

Der Gottesdienst begann um 20:30 Uhr und ging ca. eine Stunde. Es war ein sehr „bunter“ Gottesdienst mit viel Gesang und Vorführungen, darunter auch ein kleines Krippenspiel (leider ohne Kinder aus dem Kindergarten), was ich sehr schön fand. Es wurden sogar zwei deutsche Weihnachtslieder gesungen. Durch den Gottesdient kam für mich das erste Mal wirklich Weihnachtsstimmung auf, vorher war dies auf Grund von fehlender Dekoration und der allgemeinen sommerlichen Stimmung eher schwierig. 

Nach dem Gottesdienst ging es dann zu Juans Haus und es wurde viel gegessen und auch ein paar Geschenke ausgepackt. Der Abend war wie der Gottesdienst sehr schön, ich fühlte mich willkommen und immer einbezogen. Der wahrscheinlich größte Unterschied zum Fest in Deutschland war die Uhrzeit der Feier; sie ging von ca. 22 Uhr bis drei Uhr morgens, was ungewöhnlich war, aber auch seine guten Seiten hatte, da der Abend, bzw. Tag so nicht so schnell vorbei war. 

Zwei Tage später stand für mich das nächste Ereignis an, mein erster Urlaub in Argentinien. Ich bin mit einer Freundin für eine Woche nach Patagonien, in den Süden Argentiniens gefahren. Unser erstes Ziel war El Calafate, am südlichen Ende des Nationalparks „Parque Nacional Los Glaciares“. Besichtigt haben wir dort zunächst den Gletscher Perito Moreno, welcher auf Grund seiner Größe sehr eindrucksvoll war. Außerdem war auch die Umgebung im Nationalpark äußerst schön anzusehen. Leider mussten wir dorthin eine Tour buchen, da wir ohne Auto nicht die Möglichkeit hatten, den Gletscher zu besichtigen. 

Unter vielen anderen Touris zu sein zählt nicht gerade zu den Träumen meiner schlaflosen Nächte, aber für das eine Mal war es auszuhalten. Außerdem haben wir eine Bootstour gemacht, wodurch man den Gletscher noch besser zu sehen bekam, was die anderen Umstände relativierte. 

An den anderen zwei Tagen, die wir dort waren, haben wir uns das nähere Umfeld, hautsächlich aber den Lago Argentino angschaut.

Danach ging es mit dem Bus weiter nach El Chalten, was nördlich von El Calafate liegt. Dort war es natürlich auch touristisch, was aber viel weniger auffiel, da wir dort keine Touren buchen mussten, um zu den Zielorten zu gelangen: Es wurde gewandert. 

Direkt nach Ankunft brachen wir zu einer der längeren Routen auf, in Richtung des Cerro Torres Am Fuße dieser Bergformation befindet sich eine Lagune, die das Ziel des Trips war. Wir sind insgesamt 18 Kilometer gelaufen, was sich für den Ausblick sehr lohnte. 

Direkt neben dem Cerro Torre befindet sich der Fitz Roy, zu dem wir am darauffolgenden Tag gewandert sind. Diese Wanderung war 20 Kilometer lang, und bei unglaublicher Hitze kamen wir ziemlich kaputt wieder zurück. Gut, dass die noch übrigen Wege nur vier und sechs Kilometer lang sind, dadurch waren die beiden letzten Tage weniger anstrengend, natürlich bieten diese Wege aber nicht so eine schöne Aussicht wie die ersten beiden. 

Insgesamt war der Urlaub recht schnell vorbei, aber dennoch unglaublich schön. So viel es mir nicht sofort leicht, wieder in den Alltag zu starten, weswegen die letzte Woche mit etwas Stress verbunden war. Zu meinem Vorteil hat der Kindergarten wegen der Sommerferien im Januar nur vier Stunden am Tag auf… 

Mittlerweile habe ich mich wieder gut eingelebt, doch bald muss ich schon wieder los, da in wenigen Tagen das Zwischenseminar in der Nähe von Buenos Aires stattfindet. Von dem werde ich dann im nächsten Bericht berichten.

4 Monate in Argentinien

Nun ist bereits ein Drittel meiner Zeit hier in Argentinien vergangen und Weihnachten naht. Dass sich das gar nicht so anfühlt, liegt wahrscheinlich an den hohen Temperaturen und der Jahreszeit insgesamt, schließlich wird dieses Weihnachtsfest das erste sein, welches ich im Sommer feiern werde. 

Zu Gast werden wir bei unserem Mentor und seiner Familie sein, worauf ich schon sehr gespannt bin. Mal sehen, ob das Fest dem in Deutschland ähnelt. 

Dekorationen gibt es bisher noch kaum, aber vielleicht kommt das noch, da es hier keine Adventszeit gibt. Am ersten Adventssonntag gab es aber in der kleinen evangelischen Kirche einen Gottesdienst, welcher aber auch keine Anzeichen auf die bevorstehende Zeit gab. Leider ist die Kirche so klein, dass es keinen Pastor gibt, weshalb der Gottesdienst mehr im Gemeinschaftsverfahren geleitet wird; es gibt viele Vorlesungen aus der Bibel und viele Lieder. So dauerte der Gottesdienst immerhin eine ganze Stunde an, was lustigerweise länger als zu Hause in Zarpen ist.   

Wie schon einmal erwähnt, geht hier das Schuljahr nicht wie in Deutschland von August / September bis Juli, sondern von Februar bis Dezember. Das bedeutet, dass sich das Kindergartenjahr auch dem Ende neigt. Zu diesem Anlass gibt es diesen Freitag eine Abschlussfeier im Kindergarten, von deren Programm wir noch nicht sehr viel wissen, aber jede Gruppe führt einen kleinen Tanz auf und es gibt Essen und Trinken. Außerdem werden amerikanisch anmutende Hüte für die Absolventen der Gruppe Drei gebastelt. Leider schaffen drei Kinder den Sprung in die Vorschule nicht, da sie noch etwas zu klein sind. Wir müssen uns also nicht an eine ganz neue Gruppe gewöhnen. 

Diese Veränderung wird die größte seit langer Zeit sein. Der Tagesablauf ist jeden Tag der Gleiche. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, zumindest den Morgen etwas genauer zu beschreiben.

Wenn wir um 7:29 Uhr die Treppe runter zum Kindergarten gehen, um pünktlich um 7:30 Uhr anzukommen, erwarten uns bereits zwei Kindergärtnerinnen und einige wenige Kinder, von denen die Meisten noch, bzw. wieder schlafen. Wir setzen uns dann an einen Tisch, wo wir die erste halbe Stunde verbringen, da es dort noch nicht zu tun gibt; die Erzieherinnen nutzen diese Zeit um zu Frühstücken. Ab 8 Uhr kommen dann immer mehr Kinder, die dann, noch etwas verschlafen, spielen. In dieser Zeit spielen wir mit den Kindern oder passen auf sie auf, häufig fehlt so früh am Morgen einfach noch die Energie herumzutoben. In Argentinien sind die Tage bekanntlich länger als in Deutschland, weshalb die Kinder teilweise auch bis Mitternacht aufbleiben. 

Um 8:30 Uhr ist es Zeit für das Frühstück. Dazu gibt es Kekse und Milch oder Kakao. Hierbei erzählen die älteren Kinder den Erzieherinnen häufig Dinge aus den letzten Tagen oder fragen stolz, ob sie nach dem Aufsagen des Gebets zu Beginn der Mahlzeit gehört wurden. Die Kinder sitzen ziemlich ruhig, bis dann um 8:45 eine weitere Erzieherin kommt, wodurch einige Kinder dann etwas unruhig werden und aufstehen wollen, um sie zu begrüßen. 

Alle Kinder müssen aber sitzen bleiben und die Erzieherin geht um den Tisch und begrüßt jedes Kind mit Handschlag oder Kuss. Danach wird der erste Mate eingeschenkt und die Erzieherinnen unterhalten sich über den letzten oder kommenden Tag, andere besondere Ereignisse oder – natürlich- das Wetter. Das Wetter scheint hier Gesprächsthema Nummer eins zu sein, was aber verständlich ist, da viele Themen wie Politik zu sensibel sind und somit für eine nette Unterhaltung nicht geeignet sind. 

So richtig höre ich bei den Unterhaltungen der Kindergärtnerinnen aber nicht hin, da mittlerweile die vierte und letzte Erzieherin gekommen ist und die Einjährigen (eigentlich schon zwei) kaum auf ihren Stühlen zu halten sind und somit alle Hände voll zu tun ist. 

Nach dem Frühstück wird die Flagge gehisst und gesungen. Dazu ist dann auch die Chefin dabei. Danach geht es ans spielen der Tag nimmt seinen Lauf. Dies war an zwei Tagen im letzten Monat aber nicht der Fall.

Anlässlich der neuen Kinderrechte wurden die Familien eingeladen, im Kindergarten ein Fest zu feiern. Dazu wurden verschiedene Stationen aufgebaut, beispielsweise gab es Crocket, Verkleidungen und andere Spiele. Das war sehr schön, da ich die Chance hatte, viele Elternteile kennenzulernen, die ich bisher noch nicht kannte. Außerdem hatten die Kinder viel Spaß und es stellte eine Abwechslung des Alltags dar. Gedauert hat diese Veranstaltung leider nur zwei Stunden, wodurch ich das Gefühl hatte, dass die Feier gerade begonnen hatte und schon wieder aufhörte. 

Eine weitere Abwechslung war dann der Zahnarztbesuch im Kindergarten, zu dem ein animierter Kurzfilm gezeigt wurde, in dem auf Karies aufmerksam gemacht werden sollte, was auch dringend nötig ist, da sehr viele Kinder Karies oder sogar einen bereits verfaulten Zahn haben. Nach dem Film gab es dann eine Vorführung, wie man sich richtig die Zähne putzt, was die Kinder dann auch mit Einmalzahnbürsten selbst ausprobieren konnten. Insgesamt hat mich der Vormittag sehr an einen Besuch eines Zahnarztes in Deutschland erinnert, offen bleibt aber natürlich, ob das erlernte auch umgesetzt wird. Aufmerksam und interessiert waren die meisten Kinder aber.

Weihnachten steht jetzt also vor der Tür und ich wünsche allen ein fröhliches und gesegnetes Weihnachtsfest.

Ein Vierteljahr in Argentinien

Nun ist bereits der dritte Monat hier in Argentinien vergangen und das Gefühl wird immer stärker, richtig angekommen zu sein. An meine Umgebung habe ich mich gewöhnt, sie kommt mir nicht mehr „auffällig anders“ vor. Auch an die mittlerweile hohen Temperaturen und die – ebenfalls hohe – Luftfeuchtigkeit habe ich mich so gut es eben geht gewöhnt (mal sehen, ob ich das in einem Monat immer noch von mir behaupten kann, wenn die Temperatur die 40 Grad überschreitet). 

Es hat sich aber seit dem letzten Bericht nicht nur das Wetter verändert. Im Kindergarten herrscht zurzeit Hochbetrieb, jeden Tag kommen nahezu alle Kinder. Das bedeutet mehr Arbeit, was mir gut gefällt, da mittlerweile immer mehr Kinder mir gegenüber „aufgetaut“ sind und mit mir spielen wollen. Nur noch ein paar vereinzelten Kindern geht das nicht so. Das freut mich und macht mich auch ein bisschen stolz. Gleichzeitig ist der erhöhte Spielbetrieb aber auch mit mehr Anstrengung und gelegentlichen Kopfschmerzen verbunden. Bestimmt gewöhnt man sich aber noch daran.

Wie wir von der Köchin erfahren haben, ist der Kindergarten aktuell gar nicht groß. Vor noch 15 Jahren, als noch Freiwillige da waren, war er doppelt so groß, also konnte ca. 60 Kinder aufnehmen und hatte ein Nachmittagsprogramm, welches Dinge wie lernen, Sport treiben und malen umfasste. Dafür kamen sogar extra Lehrer in den Kindergarten. Warum dieser Teil des Kindergartens abgeschafft wurde, weiß ich leider nicht, ich schätze aber, dass entweder die Nachfrage groß genug war oder das Geld ein Problem darstellte. 

Wie gesagt ist im Moment aber wieder einiges im Kindergarten los, so war auch die letzte Geburtstagsfeier wieder ein echter Hingucker. Gefeiert wurden zwei Brüder (Zwillinge), und es gab Muffins, Süßigkeiten und die bisher größte Hüpfburg. An Tagen wie diesen sind alle Kinder natürlich sehr aufgeregt und aufgedreht (wahrscheinlich auch durch den vielen Zucker!) und es wird unmöglich, die Kinder wenigstens etwas zu beruhigen. 

Genauso war es auch, als mit allen Kindern Tereré getrunken wurde. Tereré ist die Sommerversion vom Mate Tee, das Yerba Kraut wird also mit kaltem Saft anstatt mit heißem Wasser aufgegossen. Mir persönlich schmeckt gut, allerdings ist der Saft kein echter Saft, sondern ein Saftpulver, welches mir ein bisschen zu süß ist. Außerdem verstehe ich nicht warum man den Saft nicht einfach so trinkt, sondern eben mit dem Yerba. Wie beim Tee „lösen“ sich die Inhaltsstoffe der Pflanze mit heißem Wasser, es ist aus meiner Sicht also Verschwendung, es auch für Tereré zu verwenden. Aber das sehen die Argentinier mit Sicherheit anders.

Diese Events sind dennoch schön, da sie den Alltag etwas verändern und wie etwas Neues kennenlernen. Am vergangenen Freitag wurden alle Mithelfer des großen Empanadasbacken eingeladen, von dem ich in einem vorherigen Bericht erzählt habe. Dazu hat meine Chefin Mirta gekocht (ich durfte übrigens die Kartoffeln, 20 Kg, dafür schälen) und alle fanden sich im Innenhof des Kindergartens am Abend zusammen. Das war sehr nett, da man sich auch noch ein wenig mit der evangelischen Kirchengemeinde austauschen konnte. 

Diese Möglichkeit wurde uns auch geboten, als wir von unserem Freund und Helfer Brian zu einem Studententreff mitgenommen wurden, welches in der Universität von Parana stattfand. Das Zusammenkommen war eine Veranstaltung sämtlicher Sprachkurse und so gab es zu jeder Nationalität einen Stand und jeder Kurs führte außerdem etwas vor, z.B wurden Lieder gesungen oder ein Sketch aufgeführt. Dort merkte man, dass die Studenten sehr offene Menschen zu sein scheinen, was sich bestätigte, als wir in der Stadt eine gay parade antrafen, die mehrere hundert Menschen umfasste. Dies fand ich sehr erstaunlich, da Argentinien so sehr vom Katholizismus geprägt ist.

Einen weiteren Ausflug tätigten wir in die nahegelegene Stadt Santa Fe, die wir nach einer halbstündigen Busfahrt erreichten. Dort zeigten uns Brian und eine Freundin von ihm den sehr schönen Strand und die noch schönere Promenade der Stadt. 

Leider haben wir es an dem einen Tag nicht mehr geschafft, das Stadtinnere zu sehen zu bekommen, aber das werden wir bestimmt noch nachholen!

3 Monate

Viva la Vida

Hallo lieben Freunde der weiten Welt, ich grüße euch aus dem weiten Argentinien,

Heute ist der 11.November, und 3 Monate ist es her, dass ich Argentinien mein neues Zuhause nennen darf. Langsam, aber sicher lebe ich mich ein und auch mein Arbeitsalltag geht mir jeden Tag leichter von der Hand. In diesem Bericht gebe ich euch einen kleinen Einblick in meine kleine argentinische Welt.

 Mein normaler Arbeitsalltag, fängt mit dem wunderschönen klingeln meines Weckers an, der mich aus dem Land der Träume herausholt, um genau 6:30 Uhr. Nach einer kurzen Morgenroutine, essen meine Mitbewohnerin Joya und ich noch kurz Frühstück und machen uns schon auf dem Weg zur Bushaltestelle. Dieser lässt manchmal lange auf sich warten, ein gutes Zeichen ist, wenn an der Ecke, wo der Bus hält, noch Leute stehen. Dann kann man sich sicher sein, dass er noch nicht gekommen ist. Nachdem man ein Bus erwischt hat, geht alles ganz schnell. Ein Paar Unebenheiten auf der Straße sind im Bus lebendig spürbar, sowie jede Bremsung vom Bus, die einem fast gegen die Fenster klatschen lassen. Nach 10-15 min., erreiche ich meine Haltestelle und steige mit vielen Schülern und Kindergartenkinder aus. Zum Projekt muss ich noch zwei Quadras (Ecken) bis ich an ,,El Arca de los Ninos´´ angekommen bin. Der Kindergarten ist sehr einladend mit seiner Lianen Hauswand, die man aus der Ferne schon erkennt. Doch, bevor der Kindergarten geöffnet wird setzten sich die Maestras (Lehrerinnen) in der Küche zusammen und reden über die Ereignisse, die am Wochenende geschehen sind und über dies und jenes. Der Mate dabei kann nicht fehlen. Dabei gibt es die bittere Variante und die Süße, ich tendiere zur Süßen Variante.

Kindergarten ,,El Arca del los Niños´´

Um 8 Uhr werden die Tore geöffnet und die Kinder strömen voller Energie die Gänge lang zu ihren Räumen. Mein Raum heißt Sala Rosa und beherbergt die 3-Jährigen des Kindergartens, dann haben wir noch Sala Celeste, die 4-Jährigen und Sala Verde die 5-Jährigen. Nach dem Ankommen der Kinder, wird noch kurz gespielt. Jeden Morgen gibt es eine Begrüßungsrunde aller Salas mit Liedern, bei denen die Kinder, Maestras und auch wir Freiwillige begrüßt werden. Auch werden der argentinische Flagge Lieder gewidmet und der Sonnengruß, wo sich die Kinder Kostüme anziehen und an den Händen gehalten im Kreis tanzen und die Sonne grüßen, gesungen. Bei mir sind die Lieder ganz schnell zu einem Ohrwurm geworden, die nicht so einfach loszuwerden sind. ?

Nach der Begrüßungsrunde fängt der Arbeitstag erst richtig an. Das Frühstück besteht meistens aus „Yo quiero mas“ (Ich will mehr), „Mas, Mas“ (Mehr, Mehr) oder „No quiero mas“ (Ich will nicht mehr). Mit meinen zwei Händen versuche ich jedem Wunsch der kleinen Nachzukommen, was nicht immer funktioniert, aber ich versuch mein bestes.

Nach dem Frühstück wird eine kleine Gruppenrunde gemacht und über das aktuelle Thema besprochen, worüber der Monat handelt. Im Monat August ging es um Kochen, dort kamen immer Eltern von den Kindern, um mit ihnen bestimmte Backrezepte zu machen. Wir haben verschiedenes gemacht, von Plätzchen über Trüffel und Obstsalat war alles dabei. Auch wurde der Frühlingsanfang bunt gefeiert, dort haben wir Blumenbilder, Schmetterlinge und Sonnen gemalt und gebastelt.

Kinder beim Plätzchen Taller

Im September hatten wir das Pflanzen-Projekt dort haben wir über die Pflanzen in unsere Umgebung geredet und über wie wir Pflanzen sehen. Erstmals haben wir die Kinder nach den Pflanzen gefragt, die sie kennen. Dann haben wir uns langsam vorgetastet und gelernt was Pflanzen brauchen: Luft, Wasser, Sauerstoff und das Sonnenlicht. Außerdem die einzelnen Teile der Pflanze und zum Schluss haben wir in selbstgemalten Dosen, Samen gepflanzt.

 Das Thema des Monats Oktober, fand ich mit am beeindruckendsten, „Sala Rosa se vuelven artistas“ (Raum Rosa werden zu Künstlern). Wir haben über verschiede Künstler gelernt wie, Frida Kahlo, Emilio Pettoruti oder Jackson Pollock. Auch haben wir die Maltechniken gelernt und selbst angewendet, beispielsweise hat Jackson Pollock eine Spritztechnik verwendet, oder haben wir uns Selbst porträtiert so wie Frida Kahlo. Die Kinder haben aber nicht nur die Maltechniken gelernt, sondern auch über das Leben des Künstlers. Am Monatsende gab es auch eine Muestra (Ausstellung) von den gesamten Werken die, die Kinder gemalt haben.

Muestra de la Sala Rosa

Es war sehr schön alles im Gesamtbild zu sehen, erstens für die Kinder und Eltern, jedoch auch für mich als Freiwillige, teil von diesem Projekt zu sein. Jedoch muss ich sagen, wenn ich mich an meine Kindergartenzeit zurückerinnere, muss ich sagen das ich noch nicht so weit war, wie die jetzigen 3-Jährigen. Ich glaube ich wäre mit 3 Jahren maßlos überfordert gewesen solche Sachen zu lernen. Das hat mich schon sehr beeindruck, da ich in den Kindergarten kam und so etwas nicht erwartet hatte.

Kommen wir wieder zurück zu dem Alltag. Nach der kleinen Gruppenrunde, sind wie beschrieben die verschiede Tallers (Projekte) dran. Abgesehen von den Monatsprojekten, gibt es zum Beispiel am Montag meistens Musik mit Maruka (eine Maestra) oder am Mittwoche gehen wir in den Sum und spielen mit großen, bunten Schaumstoffblöcken, dort haben die Kinder die Möglichkeit sich richtig auszutoben. Auch gehen wir oft auf den Patio (Hof), damit die Kinder auch mal an die frische Luft kommen.

Der Patio (Innenhof)

 Die Zeit verfliegt im Kindergarten und eh ich mich versehen habe, ist es auch schon 12 Uhr und es ist Mittagessenszeit. Vor dem Essen werden immer Lieder gesungen, um die Kinder zu beruhigen und sie auf das bevorstehende aufmerksam zu machen. Es gibt, meiner Meinung nach super leckeres Essen, welches von der Köchin Moni zubereitet wird. Anschließend wird die Siesta (Mittagsschlaf) gehalten, wo wir den Kindern beim einschlafen helfen. Wenn es dann alle mal in das Land der Träume geschafft haben, können wir auch aufatmen und auch einen kurzen Power Nap halten. Danach die Zeit wird genutzt, um Aktivitäten vorzubereiten, aufzuräumen oder einfach um bei einem Mate zu charlar (Quatschen). Die Kinder werden dann ab 15 Uhr geweckt oder sie wachen selbst auf, von da an geht der Nachmittag schnell. Es gibt noch eine Merienda (Nachmittagssnack) und die letzten Sachen werden in die Mochilas (Rucksäcke) gepackt. Danach geht es für die Kinder schon nachhause und der Tag wird mit einem Lied noch beendet. Um 16 Uhr geht es dann auch für mich Heim. Meistens sehr müde und erschöpft, aber auch sehr glücklich.

Gemälde auf dem Patio, mit Flaschendeckeln gemacht

Manchmal gehe ich auch mit meinem Mitfreiwilligen Jonathan in die Stadt, um paar Erledigungen zu machen, wo wir uns auch über unsere Arbeit austauschen. Was ich sehr gut finde, da man am Anfang sich noch einfinden musste und nicht genau wusste ab das eigene Verhalten gegenüber den Kindern richtig war. Da ist es wichtig, bestärkt zu werden, dass es so wie man es macht okay ist.

Was ich auch noch berichten will sind die Regentage im Kindergarten, dass sind die einzigen Tage wo weniger Kinder kommen. Dann sieht der Himmel nicht mehr so blau aus und die Straßen verwandelt sich in Flüsse. Für viele Familien ist es deswegen schwer bei Regen in den Kindergarten zukommen, da viele kein Auto besitzen und die Straßen in einem nicht passierbaren Zustand sind. An solchen Tagen werden die 3 Gruppen zusammengelegt und es gibt keine richtige Struktur. Normalerweise sind in meiner Gruppe immer ungefähr 20 Kinder da, doch wenn die dunklen Wolken den Himmel verdecken, kommen vielleicht, wenn es gut läuft 2 oder 3 Kinder. Da steht auch die Stadt gefühlt still und die Straßen sind wie ausgestorben. Aber die sonnigen Tage sind am schönsten.

So wie jeder Freiwillige, träume auch ich von wunderschönen Ausflügen und aufregenden Reisen. Mit meiner Mitbewohnerin reden wir aufgeregt von den schönen Orten die man hier besuchen kann. Einen genauen plan für den Januar Urlaub haben wir aber noch nicht, doch das wird sich schon ergeben, da bin ich optimistisch gestimmt. Bei einem verlängertem Wochenende bin ich mit meinen drei weiteren Freiwilligen hier in Quilmes nach Cordoba gefahren. Dort haben wir die andren Freiwilligen getroffen und auch bisschen Touri durch die Stadt gemacht. Für die Zukunft will ich in die Umgebung von Cordoba gehen, dort soll es schöne Landschaften geben.

Cordoba

Was ich mir aber immer klar werden muss, ist das ich gerade in einer 13 Millionen Stadt bin, nämlich in Argentinien, Buenos Aires und ich hier für ein Jahr leben werde. In manchen Momenten kommt mir das so unrealistisch vor das ich wirklich hier bin. Doch die Entscheidung getroffen zu haben diesen Schritt zu wagen und ein FSJ zu machen, in einem Fremden Land ist einfach unglaublich. Ich freue mich auf die weitern 9 Monate hier und dieses unglaubliche Land bessere kennenzulernen, sowie seine Kultur und alles andere was es mit sich bringt.

Die Quilmes WG (Julia, Joya, Johanna & Jonathan)

Ich verabschiede mich typisch Argentinisch

Un beso y un abrazo fuerte

Liebe Grüße

Julia

2 Monate in Argentinien

Seit zwei Monaten lebe ich nun Argentinien. Im Folgenden werde ich genauer auf Veränderungen, Neuigkeiten und Gemeinsamkeiten zu meinem ersten Bericht eingehen.

Zuerst einmal: Vieles hat sich nicht geändert. Meine Arbeitszeiten sind gleichgeblieben, immer noch wünsche ich mir jeden Morgen, der Kindergarten möge doch erst ein oder zwei Stunden später öffnen, damit ich noch etwas schlafen kann. Meine Aufgaben sind auch gleich, oder eher ähnlich, denn in Argentinien hat der Frühling angefangen, weshalb es nun öfter regnet. Das bedeutet, wie im letzten Bericht angedeutet, dass nur ein Bruchteil der Kinder im Kindergarten erscheint. Der Hintergrund ist, dass viele der Eltern kein Auto besitzen, wodurch sie den Weg bei schlechtem Wetter nicht auf sich nehmen können/ wollen. Nur die Kinder, deren Eltern arbeitstätig sind, kommen jeden Tag. Durch die verdünnte Anzahl Kinder werden auch die Aufgaben weniger, und ich fühle mich, als hätte ich auch gut zu Hause bleiben können. Oftmals sitze ich nur daneben, wenn die wenigen Kinder in ihren Gruppen spielen. Mit hervorkommender Sonne kommen dann aber auch wieder die Kinder in den Kindergarten, und es gibt wieder mehr zu tun.

Der Frühling hat aber auch etwas Gutes, denn ich durfte einen Garten im Innenhof anlegen, in dem Gemüse für den Kindergarten wachsen soll. Dafür musste ich zuerst die alte Sandkiste von sämtlichem Unkraut befreien, was sich, auf Grund der langen Zeit, in der die Sandkiste nicht in Benutzung war, zu einem Kraftakt entwickelte. War das geschafft, wurde der Boden mit Planen ausgelegt und eine Art Dach aus Netz zum Schutz vor mutwillig zerstörenden Katzen gespannt. Die Erde wurde aber nicht wie erwartet einfach auf die Planen geschüttet und eventuell mit Steinen oder Holz zu kleinen Beeten geformt. Diese Aufgabe erledigen alte Autoreifen. Der Anblick war für mich erst noch etwas gewöhnungsbedürftig. 

Außerdem wurde ein Frühlingsfest gefeiert, wozu Lena und ich Blumen und Tiere aus Pappe bastelten. Zum Fest kamen dann fast alle Kinder verkleidet und für die Erzieherinnen und uns Freiwillige lustige Hüte, es wurde getanzt und gespielt und zum Mittagessen gab es eine Auswahl aus herzhaften Dingen wie Pizza oder Blätterteigkreationen und salzigen und süßen Snacks, die die Kinder von zu Hause mitbrachten.  

Außerhalb des Kindergartens ging das Leben natürlich auch weiter. So besuchten wir manchmal mit und manchmal ohne argentinische Hilfe das Zentrum Paranas. Beispielsweise wird hier in der Woche vor dem Kolumbus Tag ein Tag zur Erinnerung an die vielen Verbrechen der „Entdecker“ an die indigenen Völker gefeiert. Dazu gab es eine Feria (Markt), organisiert von Studenten, eine Parade aus Musik und Tanz eben dieser Völker, und Veranstaltungen zur Aufklärung des Geschehenen. All dies war sehr eindrucksvoll und hat zum Nachdenken angeregt, dass tatsächlich immer noch einen Tag gibt, der die Entdeckung und Eroberung Südamerikas feiern soll. Fairerweise muss ich hinzufügen, dass dieser Tag in Argentinien seit 2010 „Tag des Respekts vor der kulturellen Diversität“ heißt und auch in den meisten anderen Ländern Latinoamerikas umbenannt wurde.

Die Veranstaltung bot auch Raum für politische Statements. Kaum zu übersehen war die Vielzahl von grünen und orangenen Tüchern an den Ständen und den Menschen, die für die Legalisierung der Abtreibung aufmerksam machen (grüne Tücher) und sich für die Idee der Trennung von Kirche und Staat im Parlament stark machen sollen (orangene Tücher). Leider erfuhr ich aber zu wenig zu dem letzteren Thema, als eine eigene Meinung bilden zu können, was schade war. Der Legalisierung der Abtreibung stehe ich positiv gegenüber, ehrlich gesagt ist es eine ziemliche Umgewöhnung für mich, dass Argentinien ein überaus katholisch geprägtes Land ist. Man hat uns bereits komisch angeschaut, als erfahren wurde, dass wir mit der protestantischen Kirche hier in Argentinien sind.

Den Kolumbus Tag, oder Tag des Respekts vor der kulturellen Diversität, konnte ich leider nicht miterleben, da ich das erste Mal etwas gereist bin. Ich habe ein Wochenende lang andere Freiwillige in der Hauptstadt der Provinz Cordoba, Cordoba Capital, besucht. Diese Erfahrung war schön und auch neu für mich, da ich nun das erste Mal allein in Argentinien unterwegs war. Ich bin am Freitag nach dem Kindergarten in einen Reisebus gestiegen und sechs Stunden nach Cordoba gefahren, was viel klingen mag, aber für argentinische Verhältnisse recht wenig ist. Die Stadt war sehr schön, und als zweitgrößte Stadt Argentiniens auch erheblich größer als Parana. Durch eine Stadtrundfahrt und einige Besichtigungen von Kirchtürmen glaube ich aber, wenigstens das Zentrum gut erkundet zu haben. Außerhalb Cordobas habe ich La Cumbre besichtigt, wo eine Rio-ähnliche Jesusstatue steht, die zwar viel kleiner als das brasilianische Vorbild, aber doch sehr eindrucksvoll ist.

Dieses Erlebnis hat den zweiten Monat in Argentinien beendet und bildet auch nun den Schluss für meinen zweiten Bericht. Ich hoffe, auch er konnte darüber berichten, wie ich hier lebe und was ich erlebe. In einem Monat, wenn der nächste Bericht fällig wird, ist schon fast Weihnachten; ich bin bereits gespannt darauf, wie ich es verbringen werde. Vielleicht bietet es ja ein bisschen Motivation für die Regentage, die aber auf jeden Fall auch daher kommt, die kleinen Kinder größer werden zu sehen – sehr beeindruckend! 

Bis zum nächsten Bericht, Jakob