Angekommen

Shanghai

Angekommen bin ich nicht nur einmal, damit meine ich jetzt nicht physisch und psychisch jeweils einmal, sondern wirklich den Ort.
Ich war insgesamt schon in vier Städten ungefähr eine Woche oder länger und weil die aller meisten Orte der Welt sich von anderen unterscheiden, ob jetzt der Südpol vom Äquator oder der Frankfurter Hauptbahnhof von der alten Oper zwei Straßen weiter, habe ich das Glück hier in China ganz oft ankommen zu dürfen und jedes Mal ein anderes neues China zu entdecken.

1. Station

Meine erste, etwas größere, Station war Nanjing. Nanjing, vielleicht auch schonmal unter Nanking gehört, ist eine riesengroße Stadt im Osten von China mit über neun Millionen Einwohnern.
Meine ersten Gedanken beim Rausgehen aus dem Flughafen waren: „OMG ist es heiß!“ und „Könnte auch in Frankreich sein“. Alles wirkte sehr gewohnt, vielleicht liegt das auch daran, dass ich schon einige chinesische TV Dramen geschaut hatte.

In Nanjing anzukommen war nicht schwer. Wir haben in einem Hotel gewohnt und nach und nach haben wir neue Sachen entdeckt: wie kann man mit dem Handy bezahlen, wie fährt man mit der U-Bahn, wie bestellt man ein Taxi, wie funktionieren die Restaurants, wie bestellt man Essen mit dem Handy, wie benutzt man Baidu Ditu( das chinesische Google Maps),…
In Nanjing haben wir von unser Partnerorganisation, der Amity Foundation, einen zweieinhalb wöchigen Workshop bekommen, um China und die chinesische Kultur besser kennenzulernen.
Wir hatten Vorträge über die Provinzen (besonders Gansu), das Schulsystem, die Religionen (besonders den Islam) in China, wir hatten Kalligraphie und traditionelle Malerei Workshops, wir durften beim social Service unserer Organisation mitmachen und haben so mehrere Tage ein Altersheim, ein Social Center für ältere Leute und ältere Leute bei sich zu Hause besucht.

Am Ende unserer Zeit in Nanjing hatten wir unsere Lieblingsrestaurants gefunden und haben es endlich geschafft bei der riesigen U-Bahnstation aus dem richtigen Ausgang rauszugehen.

die alte Stadtmauer in Nanjing

2. Station

Meine nächste größere Station zum ankommen war Lanzhou. Lanzhou ist die (Landes)Hauptstadt der Provinz Gansu, in der unserer Einsatzstellen liegen. Gansu liegt in Nord-Zentralchina und ist etwas größer als Deutschland.
In Lanzhou waren wir für intensivere Vorbereitung auf den Unterricht, den wir geben werden. Wir hatten Vorträge über (Verhaltens-)Regeln in chinesischen Schulen, wie bereite ich meinen Unterricht am besten vor und wie gestallte ich eine Präsentation im Unterricht. Dazu haben wir uns dort auch einen chinesischen Namen ausgesucht. Meiner ist 古沁茹 (gǔ qìn rú).

In Lanzhou bin ich vor allem sehr gut im Hotel angekommen, da es mich nach zwei Tagen dort mit einer kleinen Grippe erwischt hat.
Ich habe Meituan, eine App mit der man Essen bestellt, ein weiteres Mal für mich entdeckt und habe mich mit dem Roboter des Hotels angefreundet, welcher mir jeden Tag mit einem süßem Lächeln das bestellte Essen bis vor mein Zimmer gebracht hat.

In Lanzhou waren wir eine Woche und so bin ich erst nach fast einem Monat in meiner Einsatzstelle angekommen.

Mein bester Freund und Helfer

3. Station

Meine dritte Station war dann also Huixian (徽县陇南), eine Stadt mit ca. 200 tausend Einwohnern, wenn man auch die kleineren Städtchen und Dörfer außen rum mitzählt.

Huixians Umgebung besteht aus vielen etwas größeren Hügeln/ Bergen mit Wäldern drauf. Durch Huixian fliest ein Fluss in einem künstlich hergerichteten Flussbett.
Meine Mitfreiwilligen und ich haben jeweils eine eigene riesige zwei Zimmer Wohnung mit Küche und Bad bekommen. Die Lehrer die unter der Arbeitswoche auch hier in der Schule schlafen teilen sich eine Wohnung die nur halb so groß ist. Das fühlt sich extrem falsch an.

Wir bekommen hier unter der Woche drei Mahlzeiten am Tag ohne das wir dafür bezahlen müssen und das Essen wird extra für uns gekocht. Wir leben hier also auch extrem Privilegiert.

Den ersten Schock den wir hier bekommen hatten war, dass wir nicht alleine das Schulgelände verlassen durften, sondern dass immer eine Englische Lehrkraft dabei sein musste. Es wurde uns etwas später eine Liste überreicht mit Kontaktpersonen, die für uns zuständig waren. Die Liste ging bis Januar.

Wir haben uns extrem bevormundet gefühlt und die Regel kam uns sehr willkürlich und schlecht kommuniziert vor.
Andererseits haben wir durch diese Regel aber auch einige nette Lehrer kennengelernt und wir wurden so auch schon ab und zu mal nach Hause zum Kartenspielen und Essen eingeladen.

Nach einer Woche Einlebungszeit fing dann unser Unterricht hier an. Wir sollten erstmal neun Stunden pro Woche geben, in denen wir den Kindern der siebten Klassen das englische Sprechen näherbringen sollten.

Unser Alltag bestand also aus, Unterricht geben, in der Schule Essen, und in unseren Zimmern sein und, wenn wir einen Lehrer angerufen hatten, vielleicht auch mal kurz spazieren gehen.

die Huixian Middle School Number 4
ein normaler Klassenraum für 50 -60 Schülern
der Flusspark
sehr leckeres Streetfood

4. Station

Wir hatten eine Einladung vom Auswärtigem Amt bekommen, um den Tag der deutschen Einheit in Peking zu feiern. Wir haben den Anlass mit dem Mond Fest hier in China verbunden und sind zu dritt eine Woche nach Peking gefahren.

Meine vierte Station zum Ankommen war also Peking.
Wir haben mit Couch Surfing bei einer super netten jungen Dame gelebt, die in Deutschland studieren möchte.
Dort waren wir das erste Mal in einer nicht krass privilegierten Umgebung. Wir haben uns zu dritt ein Zimmer geteilt und die Küche und die Toilette wurden sich mit anderen Mitbewohnern noch geteilt.
In Peking hatte ich das erste Mal das Gefühl auch mein Leben etwas selbst gestalten zu können. Ich habe Klavier gespielt, mein eigenes Essen gesucht, viele Parks besucht, bin Fahrrad gefahren, im Wohnviertel auf den Markt gegangen und habe insgesamt einfach die Freiheit genossen.

der Bahnhof
zu meiner Überraschung ein extrem grünes Peking

im Hobby-Alltag ankommen

Zurück in Huixian kamen mehr Aufgaben für uns dazu, wir gaben nun einmal die Woche Stunden im Kindergarten, einmal die Woche eine Art AG mit dem 8. Jahrgang, hatten einmal die Woche chinesisch (mehr Kultur als Sprach-) Unterricht und auch Kalligraphie.

Dazu habe ich auch angefangen mich selber um meine Freizeitgestaltung zu kümmern.
Ich durfte schon ein paar Mal auf dem Klavier der Schule spielen. Ich habe eine Querflöte geliehen bekommen und spiele jetzt von Dienstag bis Freitag zwei Mal am Tag im Bläserorchester mit (wir hatten sogar schon unsere erste Aufführung). Und ich war schon öfters mal Abends beim Square Dance mit dabei (das machen eigentlich eher Rentner aber die haben sich sehr gefreut, dass ich die Tänze auch lernen möchte).
Mittlerweile dürfen wir auch ohne englische Lehrkräfte raus, und so konnte ich auch deutlich besser bei Stundenlangen Spaziergängen die Umgebung entdecken.

Mittlerweile komme ich auch etwas mehr in der chinesischen Sprache an, zu mindestens mit meinem Hörverstehen – Sprechen ist dann nochmal etwas schwieriger.

der Kindergarten
der Feng Shan Park und im Hintergrund Huixian
die Aufführung

Insgesamt bin ich also gut in China angekommen. Aber das heißt auf keinen Fall, dass ich schon meinen festen Alltag habe, der das restliche Jahr so bleiben wird. Ich hoffe ich kann noch ganz oft in China ankommen, ob an unterschiedlichen Orten oder in unterschiedlichen Hobbys oder Stadtvierteln.

Karin

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