Brasilien: Die Pandemie im November 2021

Foto: Gerd Altmann, pixabay

In Brasilien wurde die Zahl von 600.00 Corona-Toten (09.10.2021) überschritten, nur in den USA sind noch mehr Menschen mit Covid 19 gestorben. Seit Juni, als eine halbe Million Corona Tote gezählt wurden, ist die tägliche Opferzahl auf derzeit 500 Tote täglich gesunken, auch wegen der Impf-Fortschritte. Bislang haben nach Angaben des staatlichen Forschungsinstituts Fiocruz inzwischen 71,4 % der Bevölkerung eine Erstimpfung und rund 45,9 % sind bereits vollständig geimpft.  Präsident Jair Bolsonaro verharmlost allerdings weiterhin das Virus und lehnt Schutzmaßnahmen und Impfungen ab.

Gegen diese Politik der Regierung Bolsonaros gibt es zunehmend Proteste. Zehntausende demonstrieren regelmäßig für eine Amtsenthebung. Brasilien befindet sich auf dem Weg zur Wahl 2022 und muss sich in Folge der Corona-Pandemie zunehmend mit der Bekämpfung von Armut und Hunger befassen.

Poesia/Poesie

Auf der Webseite unserer Partnerkirche, der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB), hat die Theologin Christina Scherer ihren Gefühlen in einem Gedicht Ausdruck verliehen:

09/10/2021

Começamos a contar desde o primeiro
Nada pareceria verdade nem rotineiro
Era uma pandemia, um momento fatal
Como um aviso para evitar toda forma do mal.

Chegamos aos cem mil, quem imaginaria?
Nesta luta havia recursos, meios, como seria?
Vieram os duzentos, com indiferença e patifaria…
E nos trezentos, quem mais aguentaria?

Perplexos ficamos diante de tanta indignidade
Faltava oxigênio, máscaras, luvas e humanidade
Cessou o respeito pelas famílias enlutadas
Vieram mentiras e promessas de curas inventadas.

Nos quatrocentos, choramos e lamentamos
Nos quinhentos, publicamente, nos manifestamos
Hoje, passaram os seiscentos, o que mais esperamos?
Vacinas, respeito, pão, educação e misericórdia almejamos!

Não há palavras para descrever tanto descaso
Não há justiça que repare tantos danos e arraso.
Ficam os silêncios, as perguntas, as lutas e o sentimento,
E a certeza de que a Vida é nosso maior comprometimento.

Pa. Ma. Cristina Scherer, outubro de 2021.

Eine deutsche Übersetzung:

09/10/2021

Es war eine Pandemie, ein fataler Moment,
wie eine Warnung, jede Form des Bösen zu vermeiden.

Wir haben hunderttausend erreicht, wer hätte das gedacht?
In diesem Kampf gab es Ressourcen, Mittel, wie würde es sein?
Die zweihundert kamen, mit Gleichgültigkeit und Ungestüm.
Und die dreihundert, wer könnte das noch aushalten?

Wir waren fassungslos über so viel Demütigung,
denn es fehlte an Sauerstoff, Masken, Handschuhen und Menschlichkeit.
Die Rücksichtnahme auf die Hinterbliebenen wurde eingestellt.

In den vierhundert Jahren haben wir geweint und geklagt
In den fünfhundert Jahren haben wir uns öffentlich gezeigt

Heute sind die sechshundert überschritten, was erwarten wir noch?
Wir sehnen uns nach Impfstoffen, Respekt, Brot, Bildung und Barmherzigkeit!

Es gibt keine Worte, um so viel Vernachlässigung zu beschreiben,
keine Gerechtigkeit, um so viel Schaden und Verwüstung zu beheben.
Was bleibt, sind das Schweigen, die Fragen, die Kämpfe und die Gefühle
und die Gewissheit, dass das Leben unsere größte Verpflichtung ist.

Pa. Ma. Cristina Scherer, Oktober 2021.